Putin feiert die „Krim-Heimkehr“

Der Präsident und die Politik-Elite feiern den Anschluss der Halbinsel an Russland bei der Vertragsunterzeichnung im Kreml.

Putin feiert die „Krim-Heimkehr“
Foto: Reuters

Moskau. Nach Wochen gefährlicher Militärdrohungen gegen die Ukraine spricht Kremlchef Wladimir Putin in fast sanftem Ton über den international umstrittenen Anschluss der Krim. Es gehe den Russen nur um die Halbinsel, um die Wiedervereinigung mit russischer Erde, betont der Präsident im Kreml vor begeisterten Funktionären. Immer wieder reißt es sie am Dienstag applaudierend von den Sitzen.

Und weil er als einstiger Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Dresden eine besondere Beziehung zu Deutschland hat, vergleicht Putin den Moment auch mit der deutschen Einheit. Moskau habe damals den Wunsch der Deutschen, wieder zusammenleben zu wollen, unterstützt — im Gegensatz zu anderen Ländern. Nun erwarte Russland auch von Deutschland Verständnis, betont Putin angesichts dauerhafter Drohungen — nicht zuletzt aus Berlin.

Im prunkvollen Georgssaal des Kreml holt er zum großen Rundumschlag der Geschichte aus, um zu erklären, warum der Westen aus seiner Sicht nicht so entsetzt sein sollte. Russland, die Atommacht, die nun auf Eroberungszug ist? Oder die Sowjetunion wiedererrichten will? Sich als nächstes die russischsprachigen Gebiete im Osten und Süden der Ukraine vornimmt?

„Liebe Freunde“, sagt er in seiner im Staatsfernsehen übertragenen Rede. „Glaubt nicht, wenn jemand versucht, euch mit Russland Angst zu machen, schreit, dass nach der Krim andere Regionen kommen. Wir wollen keinen Zerfall der Ukraine.“ Väterlich bietet er erneut Hilfe an. „Auf gar keinen Fall wollen wir euch Schaden zufügen. Oder eure nationalen Gefühle verletzen“, sagt Putin den Ukrainern.

„Wir sind die engsten Verwandten“, meint er am Abend auf dem Roten Platz auf einer Festbühne mit nach offiziellen Angaben 120 000 Menschen bei der Feier über die Aufnahme der Krim. Dass aber die Schwarzmeer-Halbinsel nun wohl verloren ist für die Ukraine, das soll die krisengeschüttelte und völlig verärgerte Ex-Sowjetrepublik einfach hinnehmen. Putin will es an diesem Tag wohl allen Recht machen.

Die Ängste der unter Sowjetdiktator Josef Stalin verfolgten Tataren? Vollmundig verspricht er ihnen nun politische Rehabilitierung, Autonomierechte sogar mit Regierungsbeteiligung auf der Halbinsel. Und Krimtatarisch soll Amtssprache neben dem Russischen und dem Ukrainischen werden.

Mehr als 90 Prozent der russischen Bevölkerung sind offiziell für die „Heimkehr“ der Krim. Mehr als 80 Prozent würden dafür laut Umfragen sogar Nachteile in Kauf nehmen. Immerhin sind jetzt schon die härtesten Sanktionen der USA und der EU in dieser schwersten Krise seit dem Kalten Krieg mit Russland in Kraft. Neue Strafen drohen.

Dabei schwört Präsident Putin die Abgeordneten des Parlaments und des Föderationsrats bereits jetzt auf noch schärferen Gegenwind ein. Und Russland werde reagieren auf Sanktionen, warnt er. Ausgestanden, das wird klar, ist die Krise noch lange nicht.

Der russische Präsident klingt bei seiner Rede, als habe er nun endlich, was er wolle: die Halbinsel. Jetzt gehe es um ihre rasche wirtschaftliche und soziale Entwicklung — egal, zu welchem Preis. Die Ukraine, betont Putin, solle nun aber bei sich zu Hause selbst aufräumen. Ungefragt einmischen wolle er sich nicht.

Das politische Moskau machte — zumindest am Dienstag — seinen Frieden mit dem Präsidenten. Das Land finde zu historischer Größe und Souveränität, meinte etwa der Politologe Leonid Poljakow. Auf dem Roten Platz rief Putin am Dienstagabend ganz patriotisch: „Slawa Rossii!“ — Ruhm sei Russland.