Rätselraten um Taliban-Anführer
Radikal-Islamisten verneinen, dass Omar vom Geheimdienst getötet wurde.
Kabul. Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan haben einen Bericht über den Tod ihres Anführers Mullah Mohammed Omar energisch zurückgewiesen. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte am Montag: „Er ist in Afghanistan und führt den Dschihad (,Heiligen Krieg’).“ Ein Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes NDS, der anonym bleiben wollte, sagte dagegen: „Wir bestätigen, dass Mullah Omar getötet wurde.“
Der private afghanische Sender Tolo TV hatte zuvor unter Berufung auf eine ungenannte Quelle im NDS gemeldet, Mullah Omar sei in Pakistan getötet worden. Er sei erschossen worden, als er von der südwestpakistanischen Stadt Quetta ins Stammesgebiet Nord-Waziristan gebracht werden sollte.
Aus dem pakistanischen Geheimdienst hieß es dagegen: „Wir haben keine Informationen darüber, dass Mullah Omar getötet wurde. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es in der im Bericht genannten Gegend kürzlich zu einer Operation von pakistanischen oder US-Kräften gekommen ist.“
Die Beziehungen zwischen dem afghanischen und dem pakistanischen Geheimdienst sind angespannt. Pakistan ist unter Druck geraten, weil Al-Kaida-Chef Osama bin Laden anscheinend jahrelang in Abbottabad untertauchen konnte.
Derweil haben Taliban-Kämpfer in der pakistanischen Millionenmetropole Karachi eine Marine-Basis gestürmt und bei 15-stündigen Gefechten zahlreiche Sicherheitskräfte getötet. Ein Marinesprecher sagte, elf Marine-Angehörige und zwei Soldaten einer paramilitärischen Einheit seien ums Leben gekommen. Die Taliban nannten den Überfall einen Racheakt für die Tötung von Al-Kaida-Chef Bin Laden.
Die Aufständischen hatten den Stützpunkt von drei Seiten aus mit Sturmgewehren und Handgranaten angegriffen und zwei Flugzeuge in Brand gesteckt. Erst am Montagnachmittag gelang es den Streitkräften, die Basis wieder unter Kontrolle zu bringen.