Obama flieht vor der Aschewolke
Der US-Präsident beendet vorzeitig seinen Besuch in Irland. Zuvor war er Gast in einem Dorf, wo einst sein Ur-Ur-Ur-Großvater lebte.
Dublin. US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle wurden die ersten prominenten Opfer der neuen Aschewolke aus Island. Weil die Wolke in Richtung Großbritannien zieht, brach der Präsident am Montag vorzeitig seinen Besuch in Irland ab.
Statt in Dublin zu übernachten, entschloss er sich, bereits am Abend nach London zu fliegen, der nächsten Station seiner sechstägigen Europareise. Am Dienstag steht ein Empfang von Königin Elizabeth II. im Buckingham Palast auf dem Programm.
Für ein Stündchen war die Welt für Obama zuvor so richtig in Ordnung gewesen. Keine Taliban und kein Nahost-Problem, kein Libyen-Konflikt und auch keine Schuldenkrise. Im 300-Seelen-Dorf Moneygall, im zentralen Nichts von Irland gelegen, war der US-Präsident für kurze Zeit einfach nur Mensch. Das Bad in der Menge fiel für „O’Bama“, wie die Iren ihn tauften, ausführlicher und herzlicher aus, als es das Protokoll vorsah. Und der Humpen Guinness-Bier in Olli Haye’s Bar schmeckte ihm beim Small Talk mit der Dorfbevölkerung sichtlich — auch wenn das Gebräu aus Sicherheitsgründen aus den USA eingeflogen worden sein soll.
Der Besuch in dem typisch irischen Straßendorf, von wo sein Ur-Ur-Ur-Großvater 1850 die Flucht vor dem Hunger in die USA antrat, war für Obama die letzte Kraft-Tankstelle vor dem anstrengenderen Teil seiner Reise. Am Dienstag geht es in London zur Queen, anschließend stehen Gespräche mit der britischen Regierung an. Beide Staaten wollen ihre besondere Beziehung zu einer neuen Kooperation in der Sicherheitspolitik nutzen.
Dieses „besondere Verhältnis“, das über Generationen von Präsidenten und Premierministern das Weiße Haus mit der Downing Street verband, hatte zuletzt etwas gelitten. Dass Obama als erst viertes ausländisches Staatsoberhaupt vor beiden Häusern in der Westminster Hall des Parlamentsgebäudes sprechen darf, soll die Verbundenheit neu demonstrieren. Die Ehre war vor ihm nur Charles de Gaulle, Nelson Mandela und Papst Benedikt XVI. zuteilgeworden.
Ab Donnerstag wird es für Obama richtig sperrig. Bei den Verhandlungen mit den Staats- und Regierungschef der G8-Länder im französischen Deauville muss er Weichen in der Weltpolitik stellen. Die Strategie in Libyen muss diskutiert, die Lage in Syrien analysiert, die Unterstützung für die demokratischen Bewegungen in Tunesien und Ägypten festgeklopft werden.