Taliban stürmen Marine-Basis - viele Tote

Islamabad (dpa) - Taliban-Kämpfer haben in der südpakistanischen Millionenmetropole Karachi eine Marine-Basis gestürmt und bei 15-stündigen Gefechten zahlreiche Sicherheitskräfte getötet.

Marinesprecher Irfanul Haq sagte, elf Marine-Angehörige und zwei Soldaten einer paramilitärischen Einheit seien ums Leben gekommen. Nach offiziellen Angaben töteten die Angreifer auch einen Feuerwehrmann. Unklar war zunächst, wie viele der Angreifer starben. Die Taliban nannten den Überfall am Montag einen Racheakt für die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden drei Wochen zuvor.

Unterschiedliche Angaben gab es über die Anzahl der Angreifer. Haq sagte, zehn bis 15 von ihnen seien in die Mehran-Basis der Marineflieger eingedrungen. Aus den paramilitärischen Truppen hieß es dagegen, es habe sich um ein halbes Dutzend Aufständische gehandelt. Sie hatten den Stützpunkt am Sonntagabend von drei Seiten aus mit Sturmgewehren und Handgranaten angegriffen und zwei Flugzeuge in Brand gesteckt, darunter ein teures Überwachungsflugzeug vom Typ PC-3 Orion aus US-Produktion. Erst am Montagnachmittag gelang es den Streitkräften, die Basis wieder unter Kontrolle zu bringen.

Ein Sprecher der pakistanischen Taliban (TTP) namens Ihsanullah Ihsan übernahm die Verantwortung für den Überfall. „Wir werden weitere solche Angriffe ausführen“, sagte er. Der Angriff auf die Basis der Marineflieger in der Hafenstadt sei eine Reaktion auf die Tötung Bin Ladens durch US-Spezialeinheiten vor drei Wochen im nordpakistanischen Abbottabad gewesen.

Es war die zweite schwere Attacke gegen die Sicherheitskräfte seit Bin Ladens Tod. Am Freitag vor einer Woche hatten Selbstmordattentäter im Nordwesten des Landes mehr als 80 Menschen getötet, die meisten davon Rekruten der paramilitärischen Grenzpolizei. Auch diese Tat hatten die Taliban als Racheakt für die Tötung Bin Ladens bezeichnet.

Pakistans Streitkräfte stehen international unter Druck, weil Bin Laden unerkannt in Abbottabad untertauchen konnte. Im Land gibt es Kritik daran, dass die eigenmächtige Operation der Amerikaner gegen den Al-Kaida-Chef von den Sicherheitskräften nicht bemerkt wurde.

Nach dem Sturm auf den Stützpunkt am Sonntagabend hatten sich die Angreifer in einem Gebäude verschanzt. Widersprüchliche Angaben gab es dazu, ob sie zwischenzeitlich Geiseln genommen hatten. Während der Gefechte hatte es in Medienberichten geheißen, möglicherweise hätten die Aufständischen Chinesen in ihre Gewalt gebracht. Pakistan und China kooperieren eng im Verteidigungsbereich.

2009 hatten Taliban-Kämpfer das Hauptquartier der pakistanischen Armee in der Garnisonsstadt Rawalpindi nahe Islamabad angegriffen und Geiseln genommen. 22 Menschen starben.

Die afghanischen Taliban wiesen unterdessen einen Bericht über den Tod ihres Anführers Mullah Mohammed Omar energisch zurück. „Er ist in Afghanistan und führt den Dschihad (Heiligen Krieg)“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Montag. Ein Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes NDS, der anonym bleiben wollte, sagte dagegen: „Wir bestätigen, dass Mullah Omar getötet wurde.“

Der private afghanische Sender Tolo TV hatte zuvor unter Berufung auf eine ungenannte Quelle im NDS gemeldet, Mullah Omar sei in Pakistan getötet worden. Aus dem pakistanischen Geheimdienst ISI hieß es dagegen, man habe darüber keine Informationen. Auch die pakistanischen Taliban dementierten die Meldung.