Rakete trifft afghanische Hochzeitsgesellschaft: 20 Tote
Kabul (dpa) - Kurz nach dem Ende des 13-jährigen Nato-Kampfeinsatzes in Afghanistan sind bei einem Raketenangriff auf eine Hochzeitsfeier mindestens 20 Zivilisten getötet worden, darunter viele Frauen und Kinder.
Bei dem Einschlag in der südafghanischen Provinz Helmand in der Nacht zu Donnerstag seien zudem mindestens 45 Menschen verletzt worden, sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Omar Sawk, der Nachrichtenagentur dpa. Die Rakete sei von afghanischen Soldaten abgefeuert worden. Mutmaßlich habe es zuvor Gefechte mit den radikal-islamischen Taliban gegeben.
Der genaue Hintergrund des Vorfalls im Distrikt Sangin ist noch unklar. Das Geschoss habe ein Haus getroffen, in dem sich eine Hochzeitsgesellschaft aufhielt, sagte der Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, Dawlat Wasiri, der Nachrichtenagentur dpa. „Wir können lediglich den Vorfall bestätigen“, sagte er. Ermittler seien vor Ort.
Lokale Medien hatten zuvor berichtet, die Taliban hätten eine Rakete auf die Hochzeitsfeier abgefeuert. Die Taliban dementierten das und beschuldigten in einer Erklärung das afghanische Militär. In Sangin war es zuvor immer wieder zu Gefechten zwischen Taliban und afghanischer Armee gekommen. Der Distrikt gilt als eine der unsichersten Gegenden in der Provinz Helmand. Die Taliban bauen dort Mohn an.
Mit dem Jahreswechsel haben die Afghanen die volle Verantwortung für die Sicherheit im Land übernommen. Der afghanischen Präsident Aschraf Ghani nannte die Übergabe einen „historischen Tag“. Gleichzeitig warnte er: „Wir werden nicht zulassen, dass von unserem Grund und Boden aus gegen unsere Nachbarn vorgegangen wird, und wir erwarten dasselbe von unseren Nachbarn.“ In der Vergangenheit hatten die Taliban afghanische und internationale Truppen immer wieder vom Nachbarland Pakistan aus angegriffen.
Ausländische Soldaten unterstützen afghanische Sicherheitskräfte nach dem Ende des Kampfeinsatzes weiter mit Ausbildung und Beratung. Für die Nato-Mission „Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung) sollen 12 000 ausländische Soldaten im Land bleiben, darunter 850 Deutsche.
Die neue Nato-Mission ist auf zwei Jahre angelegt. Obwohl die Soldaten keinen Kampfauftrag mehr haben, bleibt es gefährlich. Die Sicherheitslage hat sich in letzter Zeit verschlechtert. In den ersten elf Monaten zählten die Vereinten Nationen allein 3188 getötete Zivilisten - mehr als je zuvor. Die Taliban haben angekündigt, die ausländischen Truppen zu bekämpfen, bis der letzte Soldat das Land verlässt.