Randale bei Einheitsfeier in Jerusalem
Jerusalem (dpa) - Tausende Israelis haben am Mittwoch mit einem Marsch durch Jerusalem für die Einheit der Stadt demonstriert. Israel erinnerte mit dem „Jerusalem-Tag“ an die Vereinigung Jerusalems und die Übernahme der Kontrolle über die historische Altstadt mit ihren religiösen Stätten im Juni 1967.
Auf dem Marsch in die Altstadt kam es zu Auseinandersetzungen mit Palästinensern. Dabei wurden mindestens zwei Menschen leicht verletzt. Die Polizei nahm mehrere Demonstranten fest.
Weil der Marsch in einem vorwiegend von Arabern bewohnten Stadtteil in Ostjerusalem begann, sprach die Friedensorganisation Peace Now von einer Provokation durch rechtsgerichtete Aktivisten.
Polizeisprecher Mickey Rosenfeld schätzte die Zahl der Teilnehmer auf mehrere tausend. Wegen der sich abzeichnenden Spannungen seien 3000 zusätzliche Sicherheitskräfte in Jerusalem eingesetzt worden.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte anlässlich des „Jerusalem-Tages“, dass die Stadt nie wieder geteilt werde. Der 61-Jährige räumte zugleich am Mittwoch vor dem Parlament Mängel in der Infrastruktur in arabischen Stadtteilen ein. Parlamentssprecher Reuven Rivlin kritisierte die Regierung wegen der Vernachlässigung Ostjerusalems. Viele Kinder und Jugendliche könnten keine Schule finden. Müllabfuhr und Post funktionierten nur unzureichend.
Israel hatte den 1967 besetzten arabischen Ostteil der Stadt 1980 annektiert. Der Weltsicherheitsrat erklärte dies für null und nichtig. Die Palästinenser wollen in Ostjerusalem die Hauptstadt eines unabhängigen Staates ausrufen.
Jerusalem ist mit 789 000 Einwohnern die größte Stadt Israels. Dort leben laut Statistikbehörde 492 000 Juden (62 Prozent), 273 000 Muslime (35 Prozent) sowie 15 000 Christen (2 Prozent). Vor der Staatsgründung Israels habe Jerusalem im Jahr 1948 rund 82 900 Einwohner gehabt.
Israel habe 30 Prozent des Landes in Ostjerusalem enteignet, um dort Siedlungen zu bauen, teilte die nicht-staatliche israelische Organisation Ir Amin mit. Mit diesen Baumaßnahmen solle eine Teilung der Stadt verhindert werden.
Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat kündigte im israelischen Rundfunk an, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten in Jerusalem rund 50 000 neue Wohneinheiten gebaut werden sollen. Zwei Drittel davon seien für Juden und ein Drittel für Araber gedacht.