Renzi will Reformenim Sauseschritt

Italiens künftigem Premier fehlen allerdings noch Programm und eine Koalition.

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Rom. Matteo Renzi denkt schnell, redet schnell und handelt schnell. Doch nun muss sich der Mann, der der jüngste Regierungschef der italienischen Geschichte werden will, ganz ungewohnt etwas in Geduld üben. Der politische Sprinter aus Florenz braucht länger, um seinen Einzug in den Regierungspalazzo Chigi im Herzen von Rom perfekt zu machen. Bei der Besetzung wichtiger Posten bekommt er vom einen oder anderen Wunschkandidaten einen Korb.

Programm und Koalition stehen auch noch nicht. Links wie rechts kracht es gewaltig in den italienischen Parteien, die sich wie so oft zerstritten zeigen. Aber zumindest hat es der Senkrechtstarter jetzt amtlich: Staatspräsident Giorgio Napolitano übertrug ihm offiziell das Mandat zur Regierungsbildung. Nach Umfragen findet jedoch nur etwa jeder dritte Italiener diesen fliegenden Wechsel von dem ins Abseits gedrängten Regierungschef Enrico Letta hin zu Renzi gut.

Gründlich will Renzi vorgehen — und dann lange regieren. Ja, ein paar Tage brauche er noch, räumte er nach dem tête-à-tête mit dem Staatschef ein. Was er dann in aller Eile auflistet, klingt schon wieder wie ein Programm im Sauseschritt: „Noch im Februar schließen wir eine dringende Arbeit an der Wahlrechtsreform ab, im März kommt die Arbeitsreform, im April die öffentliche Verwaltung, im Mai die Steuerfrage.“

Und wer ihm bei diesem Eiltempo in den heute startenden Konsultationen noch in Quere kommen will, dem kann der neue starke Mann in Rom mit Neuwahlen drohen. Neben der Liste der Minister gibt es allerdings auch noch programmatischen Hürden. Hier bietet ihm der Ex-Berlusconi-Mann Angelino Alfano mit seiner neuen Gruppierung (NCD) ziemlich selbstbewusst die Stirn.

Was vielen als sicher gilt: Wer mit einem Image wie John F. Kennedy sein Land umkrempeln möchte, das fest im Griff der alten Garde ist, muss nicht nur Geschick mitbringen, sondern auch eine glückliche Hand. Sein Team steht vor der nur schwerlich zu meisternden Aufgabe, ganz Italien zu reformieren, Wachstum sowie Millionen Arbeitsplätze herzuzaubern, die Schulden weiter abzutragen, Privatisierungen voranzubringen und die Bürokratie auf ein erträgliches Maß zu trimmen. Vor Renzi liegt die größte Herausforderung seiner schon steilen Karriere.