Russland erwägt Entsendung von Soldaten nach Syrien

Moskau (dpa) - Angesichts der wachsenden Bedrohung durch den Islamischen Staat (IS) suchen Russland und die USA im Syrienkonflikt den Kontakt.

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Die Verteidigungsminister der beiden Atommächte hätten über die Lage in Syrien und im Irak telefoniert, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow vom russischen Verteidigungsministerium der Agentur Interfax. Trotz Warnungen des Westens schließt Russland einen Einsatz von Soldaten in dem Bürgerkriegsland nicht aus.

Die Militär-Ressortchefs Sergej Schoigu und Ashton Carter hätten eine Koordination ihres Vorgehens in Nahost erörtert, hieß es. Auch der russische Vizeaußenminister Michail Bogdanow und US-Botschafter John Tefft in Moskau hätten ausführlich über die Lage in der Konfliktregion gesprochen, teilten Diplomaten mit.

Moskau und Washington liegen unter anderem wegen intensiver russischer Militärhilfe für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Streit. Die USA hatten zu Beginn des Arabischen Frühlings den Sturz Assads zum Ziel erklärt. US-Außenminister John Kerry sprach sich am Freitag bei einem Besuch in London jedoch für einen Militärdialog mit Russland aus. Die USA versuchten auszuloten, wo eine gemeinsame Basis mit Russland bestehe, sagte er.

Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor zu einer internationalen Koalition zur Bekämpfung des IS aufgerufen, der in weiten Teilen Syriens und des Iraks ein Kalifat gegründet hat. An dem Bündnis soll nach Putins Vorstellung auch die syrische Armee beteiligt werden. Die USA sehen den Vorschlag mit Skepsis.

Als Waffenlieferant und enger Verbündeter Assads schließt Russland nicht aus, mit Soldaten in den Konflikt einzugreifen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, sollte die Führung in Damaskus darum bitten, werde dies geprüft. Derzeit sei dies aber „spekulativ“, fügte er hinzu. Zuvor hatte der syrische Außenminister Walid Al-Muallem Berichten zufolge eine entsprechende Bitte an Moskau in Erwägung gezogen. Die USA, die selbst in Syrien Luftangriffe fliegen und Rebellen ausbilden und bewaffnen, hatten Russland vor einer Intervention in den syrischen Bürgerkrieg gewarnt.

Am Montag erwartet Putin in Moskau den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Bei dem Treffen dürfte es auch um die Lage in Syrien gehen. Israel blickt mit Sorge auf die russische Militärhilfe für das verfeindete Syrien.

Wie das russische Online-Portal gazeta.ru berichtet, beschwerten sich mehrere Soldaten beim Menschenrechtsrat des Kremls über eine mögliche Entsendung nach Syrien. Peskow sagte, darüber sei ihm nichts bekannt. Das Militär wies den Bericht zurück.

Eine Vielzahl von Experten geht davon aus, dass der Konflikt in Syrien nicht ohne russische Hilfe zu lösen sei. Putin und US-Präsident Barack Obama wollen am 28. September bei der UN-Vollversammlung in New York auftreten. Ein bilaterales Treffen ist bisher nicht geplant. Russland hatte sich trotz der Spannungen mit dem Westen im Ukrainekonflikt zuletzt mehrfach dafür ausgesprochen, wegen der ernsten Bedrohung durch den IS die politischen Kontakte wiederzubeleben.