Diskrimierung Schwarze in den USA: Der Kampf um gleiche Rechte

Vor 150 Jahren wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft. Doch Rassismus und Diskrimierung gibt es dort bis heute.

Lebende Fracht: Afrikanische Sklaven werden im 19. Jahrhundert auf einem Schiff wie Vieh nach Amerika transportiert und verkauft.

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Düsseldorf. „Schwarzsein in Amerika war immer ein Kampf. Erst um das Menschsein an sich, um das Ende der Sklaverei, dann um Bürgerrechte und politische Teilhabe und schließlich um die wirtschaftliche Gleichheit“, fasst ein schwarzer Professor der Arizona State University 400 Jahre schwarzer Geschichte in Nordamerika zusammen.

Am 6. Dezember 1865 wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft, vor 150 Jahren. An diesem Tag hatten genug Staaten den 13. Verfassungszusatz ratifiziert. Dieser beendete eine 250 Jahre dauernde Unmenschlichkeit und weckte viele Hoffnungen. Der Zusatzartikel war der erste von dreien nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, der die Gleichberechtigung der Schwarzen einleiten sollte. Es folgten die Gleichheit vor dem Gesetz und das Recht zu wählen. Geholfen hat das wenig. Denn umgesetzt wurden die Zusätze nicht.

Stattdessen folgte die Rassentrennung für knapp 100 Jahre - gedeckt durch das Verfassungsgericht unter dem Motto „Getrennt aber gleich“. Gleichzeitig wurden Lynchmorde ebenso hingenommen wie fadenscheinige Gesetze, die es Schwarzen unmöglich machten zu wählen — wie die Großvater-Klausel, nach der nur Menschen wählen durften, deren Großväter wahlberechtigt waren. Für die Nachfahren der Sklaven blieb es unmöglich, ihre Rechte wahrzunehmen.

Erst 1954 wurde die Rassentrennung durch das Verfassungsgericht aufgehoben. Eine Überraschung, denn Richter Earl Warren war früher Mitglied des Ku- Klux-Klans. Er beendete die „Getrennt aber gleich“-Rechtsauffassung in Bildungseinrichtungen und ebnete den Weg für weitere Schritte. 1964 kam es mit dem Civil Rights Act zur gesetzlichen Sicherstellung des Wahlrechts. Dennoch zieht sich bis heute eine institutionalisierte Ungerechtigkeit durch die USGesellschaft.

Heute gibt es zwar einen schwarzen Präsidenten. Aber das ist mehr ein Symbol als ein Zeichen von Gleichheit. 2010 lebten etwa 40 Prozent der schwarzen Kinder in Armut — im Vergleich zu 12 Prozent der weißen Kinder. Dass Schwarze wirtschaftlich ausgeschlossen sind, zeigt sich nicht nur bei der Armut, sondern auch ganz oben: 0,8 Prozent der US-Firmen haben einen schwarzen Manager. Und nur neun von 1963 Senatoren in der Geschichte der USA waren schwarz. Bei einem Anteil von 13 Prozent der Bevölkerung.

Dafür sind fast 40 Prozent der Gefängnisinsassen schwarz. Denn Schwarze werden bei gleichen Delikten teils härter bestraft als Weiße. Der in den 80ern ausgerufene „War on Drugs“ wird meist als Krieg gegen Schwarze bezeichnet. Zuletzt hat Regisseur Eugene Jarecki in seinem Dokumentarfilm „The House I Live in“ die sozialen Folgen dieses Kriegs aufgezeigt. Auch der Polizei wird massiver Rassismus vorgeworfen. Das zeigen vor allem die unzähligen Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze. So wurde der New Yorker Eric Garner im Juli 2014 ohne ersichtlichen Grund von Polizisten gewürgt bis er am Ende starb. Im August 2014 wurde Michael Brown (18) in Ferguson, Missouri, erschossen. Mit acht Schüssen. Obwohl er unbewaffnet war. Die Polizisten wurden nicht angeklagt.

Allein 2015 wurden 68 unbewaffnete Schwarze durch Polizisten getötet. Seit den Todesfällen Garner und Brown ist die Aufmerksamkeit wieder groß — Medien berichten, Bürger protestieren — aber das Problem ist nicht neu. Schon im Jahr 1991 gab es Proteste, als der junge Schwarze Rodney King von mehreren Polizisten in Los Angeles misshandelt wurde. Ein Nachbar filmte das Geschehen und brachte den Skandal ans Licht. Verurteilt wurde keiner der Polizisten. Daraufhin brannte L.A. für Tage.

Der Rassismus in den USA ist auch psychologisch bedingt. Die Psychologin Jennifer L. Eberhardt hat festgestellt, dass bei Menschen aller Farben und Berufe eine unterbewusste Assoziation zwischen Verbrechen und Menschen mit schwarzer Haut besteht. Dabei entspricht der Anteil der schwarzen Verbrecher genau der der Bevölkerung. Besonders besorgniserregend sind Vorurteile bei Polizeibeamten und Richtern, aber auch bei Lehrern und Arbeitgebern. Wie sollen die objektiv bleiben, wenn sie unterbewusst Schwarze für Kriminelle halten?

Vorurteile gegenüber Schwarzen sind tief in die amerikanische Psyche gebrannt. Die Entstehung und der Aufstieg der USA waren eng mit der Sklaverei verbunden. 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei ist das Erbe der Zeit längst nicht überwunden. Auch wenn ein schwarzer Mann das Land regiert.