Syrien: Briten und Amerikaner könnten ab Donnerstag angreifen
Frankreich und die Türkei sichern ihre Unterstützung zu. Bundeskanzlerin Merkel hält sich Entscheidung über Beteiligung offen.
Washington. Die USA, Großbritannien und Frankreich sind bereit für einen Militärschlag gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Alle drei Staaten und die Arabische Liga beschuldigen das Regime in Damaskus, mit dem Einsatz von Giftgas Hunderte Menschen bei Damaskus getötet zu haben, darunter zahlreiche Kinder. Der US-Sender NBC berichtete Dienstag, die Raketenangriffe auf Ziele in Syrien könnten bereits am Donnerstag beginnen.
Das US-Militär habe alles vorbereitet, um entsprechend reagieren zu können, sollte sich Präsident Barack Obama dafür entscheiden, sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel. Das Assad-Regime kündigte an, es werde sich verteidigen. „Wir sind kein Häppchen, das man so einfach verspeisen kann.
Wir werden die anderen überraschen“, drohte Außenminister Walid al-Muallim. Die syrische Exil-Opposition wurde nach eigenen Angaben über einen bevorstehenden Militärschlag gegen das Regime informiert.
NBC berichtete weiter, die Angriffe würden sich über drei Tage erstrecken und seien in ihrem Umfang begrenzt. Das hätten namentlich nicht genannte ranghohe Regierungsbeamte in Washington mitgeteilt, meldete der Sender.
Nach Informationen der „Washington Post“ würde das US-Militär Marschflugkörper von Kriegsschiffen abfeuern, die jetzt schon im Mittelmeer kreuzen, oder Langstreckenbomber einsetzen. Im Visier seien militärische Ziele, die aber nicht direkt zum syrischen Chemiewaffen-Programm gehörten. Die Zeitung geht ebenfalls von einem kurzen Einsatz aus.
Die USA können offenbar auf die Hilfe von Staaten wie Frankreich, Großbritannien und die Türkei bauen. In London wurde das Parlament für eine Sondersitzung am Donnerstag aus dem Urlaub geholt. Frankreichs Präsident François Hollande warnte: Der Bürgerkrieg in Syrien „bedroht jetzt den Weltfrieden“.
Es deute alles darauf hin, dass das Regime in Damaskus „diese verabscheuungswürdige Tat“ begangen habe. Frankreich sei bereit, die Verantwortlichen zu bestrafen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hielt sich die Entscheidung über eine deutsche Beteiligung weiter offen.
Auch die Arabische Liga gab dem Regime in Damaskus die Schuld an den Attacken. Der Rat der Liga verurteilte „dieses abscheuliche Verbrechen“. Gleichzeitig forderte er die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf, „ihre Differenzen beizulegen, damit eindeutige Maßnahmen ergriffen werden können, die den Menschenrechtsverletzungen und dem Völkermord durch das syrische Regime ein Ende setzen“.
Das UN-Team aus Chemiewaffen-Experten, das die Vorwürfe in der Nähe von Damaskus untersuchen soll, musste seine Arbeit wegen der angespannten Sicherheitslage unterbrechen.
Israel ist nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf alle Szenarien vorbereitet. „Wir sind nicht Teil des Bürgerkriegs in Syrien, aber wenn wir irgendeinen Versuch identifizieren, uns anzugreifen, werden wir mit aller Härte reagieren“, sagte Netanjahu.
Obama hat nach Informationen des US-Senders CNN noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Die US-Regierung wolle aber in Kürze Beweise vorlegen, dass das Regime hinter dem Giftgasangriff vom Mittwoch vergangener Woche steckt. Als unwahrscheinlich gilt, dass der Einsatz beginnt, noch während das UN-Expertenteam in Syrien ist. Zudem wird erwartet, dass sich Obama zuvor in einer Rede an die Weltgemeinschaft wendet.
Die Bundesregierung erklärte sich unterdessen erneut zu „Konsequenzen“ bereit, falls sich die Giftgas-Vorwürfe gegen Assad bestätigen. An der Grenze zwischen der Türkei und Syrien sind heute schon 300 Bundeswehr-Soldaten mit Patriot-Abwehrraketen im Einsatz.
Im Mittelmeer kreuzen mehrere Schiffe der deutschen Bundesmarine, darunter das Flottendienstboot „Oker“ mit modernster Aufklärungstechnik. Spekuliert wird auch über den Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen der Nato, in denen auch deutsche Soldaten sitzen.