Syrien in Arabischer Liga isoliert

Kairo/Damaskus (dpa) - Syrien ist in der Arabischen Liga, dem Zusammenschluss von 22 Staaten der Region, zunehmend isoliert.

Syriens Botschafter in Kairo, Jussif Ahmed, tat am Mittwoch die Kritik der Organisation am tödlichen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten als „feindselig“ und „nicht konstruktiv“ ab. Dies berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Die Außenminister der Arabischen Liga hatten am Vortag in Kairo die Führung in Damaskus aufgefordert, das Blutvergießen im Lande unverzüglich zu beenden.

Auch der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Politik des Regimes von Präsident Baschar al-Assad bei einem Besuch in Kairo scharf verurteilt. „Diese Führung geht mit Gewehrkugeln gegen das eigene Volk vor“, hatte Erdogan am Dienstagabend in einer stürmisch gefeierten Rede im Opernhaus von Kairo erklärt. In einem ägyptischen Zeitungs-Interview hatte er zuvor vor einem Bürgerkrieg in Syrien gewarnt.

Syrische Sicherheitskräfte gingen am Mittwoch in der nördlichen Provinz Idlib gegen Ortschaften nahe der türkischen Grenze vor, berichteten syrische Exil-Aktivisten in Beirut. Den Orten wurde die Stromversorgung gekappt, Militär und Geheimdienst nahmen systematische Hausdurchsuchungen vor. Am Vorabend hatten Sicherheitskräfte in einer Vorstadt von Damaskus eine Trauergemeinde auseinandergejagt. Sie hatte am Begräbnis eines 26-jährigen Menschenrechtsaktivisten teilgenommen, der zu Tode gefoltert worden war.

Erdogans von der Bevölkerung begeistert aufgenommener Triumphzug durch Kairo fand jedoch nicht nur ungeteilte Zustimmung. Die Muslimbruderschaft, die größte islamistische Organisation des Landes, zeigte sich über das Werben des türkischen Ministerpräsidenten für einen moderaten Islam verstimmt.

„Erfahrungen aus anderen Ländern können nicht einfach nach Ägypten übertragen werden“, hieß es in einer Erklärung der Bruderschaft, die am Mittwoch von der Webseite der Tageszeitung „Al-Ahram“ veröffentlicht wurde. „Die Umstände, die in der Türkei einen säkularen Staat herbeigeführt haben, unterscheiden sich von denen in Ägypten.“

Erdogan, selbst ein gemäßigter Islamist, hatte sich für einen säkularen Staat und Religionsfreiheit ausgesprochen. Den Ägyptern hatte er zudem empfohlen, diese Grundsätze in ihrer neuen Verfassung zu verankern. Nächste Station seiner Reise sind die anderen arabischen Umbruch-Staaten Tunesien und Libyen.