Türkei vor Afrin Syriens Militär isoliert Städte in Ost-Ghuta
Damaskus/Istanbul (dpa) - Syrische Regierungstruppen haben im belagerten Ost-Ghuta mit strategischen Geländegewinnen die entscheidende Phase im Kampf um das Gebiet eingeleitet.
Die Einheiten von Präsident Baschar al-Assad hätten am Wochenende die beiden wichtigen Städte Duma und Harasta voneinander und vom Rest der Region abgeschnitten, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Im Nordwesten des Landes rückten türkische Soldaten und verbündete Rebellen bei ihrer Offensive zugleich weiter auf die von der Kurdenmiliz YPG kontrollierte Stadt Afrin vor.
In Ost-Ghuta nahmen die weiter vorrückenden Regierungstruppen auch Straßen und Nachschubwege ein, sodass der Druck auf die vorwiegend islamistischen Rebellen dort noch größer wird. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana bestätigte, dass die Regierungstruppen tief in das Gebiet vorgerückt seien, um eine Hauptstraße zwischen dem Süden und dem Norden Ost-Ghutas zu blockieren. Sie flogen zudem Dutzende schwere Luftangriffe und beschossen die Region mit Artillerie und Raketen. Mehr als 20 Menschen seien allein am Sonntag gestorben.
Ost-Ghuta östlich der Hauptstadt Damaskus gehört zu den letzten Gebieten in Syrien, die noch von Rebellen kontrolliert werden. Es erlebt seit Mitte Februar die schwerste Angriffswelle der Regierung seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Assads Truppen hatten nach den schweren Bombardierungen zuletzt mehr als 50 Prozent des Gebietes in einer Bodenoffensive erobert. Das Vorgehen erinnert an die Eroberung der Rebellenhochburg Aleppo im Dezember 2016.
Rund 400 000 Menschen sind in Ost-Ghuta seit 2013 von der Regierung eingeschlossen. Die humanitäre Lage dort ist katastrophal. Es fehlt an Nahrung, Trinkwasser, Medikamenten, medizinischen Gütern und Strom. Seit Beginn der Offensive vor gut drei Wochen wurden der Beobachtungsstelle zufolge mehr als 1100 Menschen in dem Gebiet getötet. In der Nacht zum Samstag verließen erstmal 13 Kämpfer des radikalislamischen Rebellenbündnisses Haiat Tahrir al-Scham (HTS) das Gebiet. Die meisten Aufständischen hatten jedoch geschworen, Ost-Ghuta nicht zu verlassen.
In Nordwest-Syrien nähern sich die türkische Armee und verbündete protürkische Rebellen nach mehr als 50 Tagen ihrer Militäroperation „Olivenzweig“ der Stadt Afrin. „Derzeit fehlen noch vier bis fünf Kilometer“, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag.
Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte dagegen in der Nacht zuvor mitgeteilt, Ankaras Streitkräfte seien nur mehr wenige hundert Meter von der Stadtgrenze entfernt. Türkische Jets hätten Angriffe auf die Außenbezirke Afrins geflogen. Beim Versuch der türkischen Truppen, Afrin vollständig zu umstellen, sei es zu heftigen Kämpfen an den Stadträndern im Osten, Norden und Südwesten gekommen.
Erst am Freitag hatte Erdogan gesagt, die türkischen Truppen bereiteten sich auf die Belagerung Afrins vor: „Wir beseitigen die letzten Hindernisse, die einer Belagerung des Zentrums von Afrin im Wege stehen.“ In der Stadt leben viele Flüchtlinge, die vor den Kämpfen in der gleichnamigen Region geflüchtet waren. Die türkischen Streitkräfte hatten die Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG am 20. Januar gestartet. Ankara sieht die YPG als syrischen Ableger der in der Türkei verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK.
Unterdessen rätselt Russland über den zweiten Drohnenangriff auf seinen Stützpunkt Hamaimim in zwei Monaten. Unbemannte Flugzeuge attackierten am Sonntag die Basis, ohne dass Menschen verletzt worden seien, berichteten die Menschenrechtler. Erst vor wenigen Tagen war nahe Hamaimim ein russisches Militärflugzeug abgestürzt. Alle 39 Insassen in der Maschine starben.