Syriens Opposition stellt Teilnahme an Friedenskonferenz in Aussicht

Istanbul/Damaskus (dpa) - Die Syrische Nationale Allianz will unter bestimmten Bedingungen an der geplanten internationalen Friedenskonferenz in Genf teilnehmen.

So müsse Hilfsorganisationen der Zugang zu den belagerten Gebieten garantiert werden. Das sagte Luai Mekdad, ein Sprecher des wichtigsten Bündnisse der syrischen Exil-Opposition, am Montag nach dem zweitägigen Treffen in Istanbul. In Syrien ging unterdessen das Sterben weiter: In der Hauptstadt Damaskus kamen bei einem Mörserangriff fünf Schulkinder ums Leben, in einer Kurden-Enklave im Norden des Landes tötete eine Autobombe elf Menschen.

Als Bedingung für die Teilnahme an der Genfer Friedenskonferenz verlangte die Exil-Opposition außerdem die Freilassung der politischen Häftlinge, vor allem der Frauen und Kinder unter ihnen. Der syrische Präsident Baschar al-Assad dürfe während der Übergangszeit und für die Zukunft Syriens keine Rolle mehr spielen.

Das offizielle Damaskus hat bereits die Entsendung von Vertretern zu der Konferenz angekündigt. Einen bestätigten Termin für das Treffen gibt es nicht. Die Delegierten des Oppositionsbündnisses stimmten in der Nacht zum Montag nach teilweise stürmischen Debatten der bedingten Teilnahme an der zweiten Genfer Konferenz zu.

Die Diskussionen waren über das Wochenende nahezu ununterbrochen geführt worden. Dabei kam es zu emotionsgeladenen Situationen, in denen die Nerven der Teilnehmer blank lagen. Wie Augenzeugen berichteten, verlor der Allianz-Vorsitzende Ahmed al-Dscharba an einem Punkt die Selbstkontrolle und ohrfeigte den Sprecher Mekdad, der in dem Bündnis zugleich auch die Freie Syrische Armee vertritt. Andere Delegierte warfen sich den Angaben zufolge zwischen die beiden Männer, um weitere Handgreiflichkeiten zu verhindern.

Die Teilnahme an der Genfer Konferenz ist in Oppositionskreisen vor allem deshalb umstritten, weil sie aus Sicht des Widerstands in Syrien mit der Anerkennung der Gewaltherrschaft Assads einhergehen würde. Opposition und bewaffnete Aufständische halten den Rückzug Assads von der Macht für unumgänglich, um im Land wieder Frieden herzustellen. „Wir können nur hoffen, dass diese Gespräche mit dem Abgang von Assad enden“, sagte der Delegierte Adib Schischakli dem Nachrichtensender Al-Dschasira.

Aussagen wie diese legen den Schluss nahe, dass sich die Teilnehmer der Istanbuler Exil-Konferenz sehr wohl im Klaren darüber waren, dass die Entmachtung Assads nicht Vorbedingung von Genf-2, sondern höchstens das Ergebnis sein kann. Zudem blieb auch unklar, wie die Rebellen, die in Syrien gegen das Assad-Regime kämpfen, auf die eventuelle Konferenz-Teilnahme der Allianz reagieren würden. Die islamistischen Formationen unter den Aufständischen hatten bereits betont, dass sie jeden, der nach Genf fährt, als „Verräter“ betrachten.

In Damaskus wurden am Montag fünf Kinder getötet, als Mörsergranaten in einer christlichen Schule einschlugen. Weitere 27 Kinder erlitten Verletzungen, berichtete das staatliche syrische Fernsehen. Zunächst war nicht klar, wer die Granaten auf das hauptsächlich von Christen und Drusen bewohnte Viertel Al-Kasaa abgefeuert hat. Dieses wird von Regimetruppen kontrolliert. Die Aufständischen kontrollieren einige Vorstädte von Damaskus.

In der nordsyrischen Stadt Ain al-Arab (kurdisch: Kobani) explodierte am selben Tag eine Autobombe vor dem örtlichen Sitz des Kurdischen Roten Halbmonds. Mindestens 11 Menschen wurden getötet und weitere 23 verletzt, teilten die Syrischen Menschenrechtsbeobachter mit. Der Ort liegt in einer kurdischen Enklave an der türkischen Grenze. Kurdische und arabisch-islamistische Milizen streiten dort um die Vorherrschaft.