Tebartz-van Elst: Ein Bischof in der Warteschleife
Der Papst nimmt Tebartz-van Elst aus der Schusslinie. Zunächst soll eine Kommission die Finanzen im Bistum Limburg prüfen.
Limburg/Rom. Der Papst setzt auf Zeit. Und er setzt auf die Kassenprüfer, wenn es darum geht, im krisengeschüttelten Limburger Bistum für Ruhe zu sorgen. Den seit Wochen schwer angeschlagenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schickt Franziskus in den unfreiwilligen Urlaub, er entzieht ihm angesichts der Vorwürfe um Verschwendung und Verschleierung die Führung der Amtsgeschäfte — und wartet ab.
Zunächst will der Papst schwarz auf weiß sehen, ob das, was den Bischof ins Wanken bringt und die deutsche Kirche in eine Krise stürzt, der Wahrheit entspricht. Die Kassenprüfer sollen es richten: Solange deren Bericht über das Finanzgebaren des Bischofs nicht auf dem Tisch liegt, soll auch über Tebartz-van Elst als Bischof nicht gerichtet werden.
Nun hängt Tebartz-van Elst in der Warteschleife: Nach der wochenlangen Schelte, den Vorwürfen sogar aus eigenen Reihen hatte er sich eigentlich Rückendeckung aus dem Vatikan erhofft. Der Limburger Bischof ist jetzt abhängig. Vom Papst sowieso, von der Justiz auch, vor allem aber von den Kassenprüfern, die die Bilanzen und Rechnungen, Beschlüsse und Absprachen im Limburger Domkapitel kritisch unter die Lupe nehmen.
Der Papst wählt einen eleganten Weg, um die Wellen im Bistum zu glätten und zu verhindern, dass sich die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche weiter verschärft. Seine Entscheidung ist deshalb kein Rauswurf, wie er so oft gefordert wurde, und auch keine Versetzung, sondern nur ein Zwischenbescheid. Er zieht Tebartz-van Elst aus der Schusslinie.
Dies zeigt die Fürsorge für den Bischof, der ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist. Franziskus demonstriert aber auch seine Fähigkeit zur schnellen Weichenstellung — auch wenn die Frage offenbleibt, wie lange die Auszeit des Bischofs dauern soll und ob er seinen Sitz auf dem Limburger Domberg überhaupt wieder einnehmen kann.
Denn über eine Rückkehr des Bischofs nach Limburg schweigt sich der Vatikan aus, in seinem Bistum hält man sie für ausgeschlossen. Franziskus beweist zudem: Auch dieser Papst lässt sich, wie sein Vorgänger Benedikt, nicht so leicht zu raschen Kahlschlägen drängen. Er behält das Heft von Rom aus in der Hand.
Derweil dürfte auch die deutsche Justiz ein Wort mitzureden haben, wenn es um die Zukunft von Tebartz-van Elst geht: Sollte sich die juristische Schlinge enger um den Hals des 53-Jährigen ziehen, dürfte das in Rom bei der Beurteilung der Affäre eine Rolle spielen. Dem Bischof droht ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung. Zudem könnte wegen Untreue gegen ihn ermittelt werden.