Trotz Ultimatums weiter Gewalt in Syrien
Kairo (dpa) - Das syrische Regime ist auch kurz vor Ablauf eines Ultimatums der Arabischen Liga weiter mit brutaler Härte gegen seine Gegner vorgegangen. Oppositionsanhänger berichteten von erneuten Angriffen auf die Protesthochburg Homs.
Insgesamt kamen am Samstag landesweit 13 Oppositionelle ums Leben, die Zahl der Verletzten wurde von Aktivisten mit rund 140 angegeben. Zudem seien vier Angehörige des syrischen Geheimdienstes in der Provinz Hama getötet worden. Nach Angaben der staatlichen Agentur Sana wurden in der Provinz Idlib 140 Menschen bei Razzien „gegen Terroristen- Gruppen“ festgenommen.
Die syrische Regierung sollte sich bis zum späten Samstagabend entscheiden, ob sie Beobachter der Arabischen Liga ins Land lässt. Ansonsten will die Organisation Sanktionen beschließen. Zuvor hatte die Liga Syrien bereits von ihren Treffen ausgeschlossen. Die syrische Regierung forderte zuletzt in einem Brief an den Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, Änderungen an dem Protokoll der Liga, das die Einzelheiten dieser Beobachtermission regeln soll.
US-Außenministerin Hillary Clinton hält eine weitere Eskalation des Konflikts für möglich und warnt vor einem Bürgerkrieg. Der TV-Sender NBC zitierte Clinton am Freitag (Ortszeit) mit den Worten, Präsident Baschar al-Assad habe mit seinem Vorgehen gegen die Opposition „das Volk provoziert, gegen das Regime Waffen zu ergreifen“. „Es könnte einen Bürgerkrieg mit einer sehr entschlossenen und gut bewaffneten und letztlich gut finanzierten Opposition geben.“ Diese Opposition könnte von Überläufern aus der Armee „beeinflusst, wenn nicht gar angeführt“ werden.
Gegen solche Deserteure soll es nach Angaben der Oppositionellen vom Samstag eine neue Offensive der Regierungstruppen in der Stadt Maaret al-Numan nahe der türkischen Grenze gegeben haben. Die Überläufer hätten zuvor Militäreinrichtungen attackiert, hieß es. Seit Beginn der Proteste im März kamen in Syrien Schätzungen zufolge mehr als 3500 Menschen ums Leben.