Türken greifen Kurden in Nordsyrien an

Istanbul (dpa) - Die Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, haben am Freitag in Genf versucht, ihre Positionen im Syrienkrieg abzustimmen.

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Nach Angaben von Diplomaten sollte es um eine Koordinierung amerikanischer und russischer Luftangriffe auf die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien gehen.

Ein zentrales Thema dürfte auch die Lage der mit den USA verbündeten syrischen Kurden sein. Diese stehen unter Feuer der türkischen Streitkräfte.

Das türkische Heer hatte am Donnerstagabend Stellungen der Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien mit Artilleriegranaten beschossen. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, die YPG habe sich nicht auf das Ostufer des Euphrats zurückgezogen, sondern Geländegewinne angestrebt.

Ankara und Washington hatten von der Kurdenmiliz gefordert, ihre Einheiten nach Osten und hinter den Fluss Euphrat zurückzuziehen. Bis das nicht erfolgt ist, will die Türkei ihren Militäreinsatz in Nordsyrien fortsetzen. Ankara will verhindern, dass die Kurden ein durchgehendes Herrschaftsgebiet an ihrer Südgrenze konsolidieren.

Die USA unterstützen zwar die YPG gegen die IS-Terrormiliz, aber bei der Forderung des Kurdenabzugs hinter den Euphrat stehen sie auf der Seite ihres Nato-Partners Türkei.

Russland will die Kurden an einer Neuauflage der Genfer Syrien-Friedensgespräche beteiligen, was die westlichen Länder bisher ablehnen. Es wurde erwartet, dass Kerry und Lawrow Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme der Genfer Gespräche der syrischen Regierung mit den Rebellen sondieren. Dabei dürfte die Kurdenfrage eine zentrale Rolle spielen.

Die YPG ist in Syrien im Kampf gegen den IS der wichtigste Partner der von den USA angeführten internationalen Koalition. Die Kurden haben im Norden Syriens mit Luftunterstützung der Koalition große Gebiete erobert und dort eine Selbstverwaltung ausgerufen. Sie kontrollieren dabei den größten Teil der Grenze zur Türkei. Die YPG teilte allerdings mit, ihre Kräfte hätten die von ihr eingenommene Stadt Manbidsch westlich des Euphrats schon Mitte August an einen örtlichen Militärrat übergeben.

Vertreter von UN-Hilfsorganisationen dringen bei Kerry und Lawrow darauf, Feuerpausen und freien Zugang für humanitäre Helfer zu Zehntausenden notleidenden Zivilisten in Aleppo und anderen umkämpften Orten Syriens zu ermöglichen.

Im Fall der Stadt Daraja bei Damaskus erreichten Rebellen und Regierung eine Einigung. Die Stadt wird seit vier Jahren von Regierungstruppen belagert. Die Einigung sehe vor, dass sowohl Rebellen als auch Zivilisten aus Daraja in die nordwestliche Provinz Idlib gefahren würden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Ein Regierungsmitarbeiter sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gehe um 3500 Menschen, zumeist Zivilisten. Die Aufständischen könnten ihre persönlichen Waffen mitnehmen.