Türkische Polizei bekämpft Protestwelle erneut mit Tränengas
Istanbul (dpa) - Mit Wasserwerfern, Tränengas und Plastikgeschossen ist die türkische Polizei in mehreren Städten des Landes erneut gegen regierungskritische Demonstranten vorgegangen.
In sozialen Netzwerken berichteten Aktivisten von vielen Verletzten. Das harte Vorgehen der Polizei löste scharfe Kritik aus.
Die Proteste in Ankara und Istanbul dauerten bis in den frühen Sonntagmorgen. Laut Nachrichtenagentur Anadolu blockierten Demonstranten in der Hauptstadt eine Straße. Als die Polizei die Barrikaden räumen wollte, kam es zu heftigen Zusammenstößen. Elf Menschen wurden demnach in Gewahrsam genommen. Auch in der anatolischen Provinz Eskisehir lieferten sich Protestler eine Straßenschlacht mit der Polizei.
In der Bosporus-Metropole Istanbul setzten die Sicherheitskräfte Wasserwerfer und Reizgas ein, als etwa tausend Demonstranten versuchten, auf den zentralen Taksim-Platz zu gelangen. Vor allem der auf den Platz führende Istiklal-Boulevard versank in einer Wolke von Tränengas. Neben den Demonstranten flohen auch viele Touristen verschreckt in die Seitenstraßen. Zahlreiche Menschen wurden den Aktivisten zufolge verletzt. Die Restaurants und Bars rund um den Taksim-Platz sind vor allem an Wochenenden beliebt. Auf Fotos, die der türkische Fernsehsender Ulus TV auf Facebook veröffentlichte, waren mit Holzknüppeln bewaffnete Männer zu sehen, die in der Nähe des Taksim-Platzes Journalisten und Demonstranten angriffen.
Der Verband der Fotojournalisten in der Türkei beklagte, zwischen dem 31. Mai und dem achten Juli seien in Istanbul und Ankara insgesamt 111 Fotojournalisten verletzt oder verhaftet worden. Die Tageszeitung „Hürriyet“ zitierte aus einem Bericht des Verbandes, der dokumentiere, dass die Fotografen vor allem von metallenen Reizgaskapseln und Plastikgeschossen verletzt wurden.
Hintergrund der Demonstrationen vom Wochenende war die Verhaftung prominenter Aktivisten. Den mittlerweile wieder freigelassenen Demonstranten drohen Prozesse unter anderem wegen angeblicher Gründung einer terroristischen Vereinigung. Die landesweiten Proteste hatten sich Ende Mai an Regierungsplänen entzündet, den Gezi-Park am Taksim-Platz zu bebauen. Inzwischen wenden sich die Demonstrationen vor allem gegen den autoritären Regierungsstil der Erdogan-Regierung.