UN: Syrien-Krieg verursacht größtes Flüchtlingsdrama der Welt

Genf/Beirut (dpa) - Alle zehn Sekunden flieht in Syrien ein Mensch aus Angst um sein Leben. „Angesichts dieser Zahlen bleibt keine Zeit für weitere diplomatische Verzögerungen“, erklärte das Beobachtungszentrum für Vertreibung (IDMC) in Genf.

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Mit neun Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen habe der Bürgerkrieg in Syrien das weltweit derzeit größte Flüchtlingsdrama verursacht, stellte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), fest.

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Vor dem Weißen Haus in Washington standen auch am Freitag wieder Aktivisten, um die Namen von 100 000 Menschen vorzulesen, die im syrischen Bürgerkrieg getötet wurden. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter geht davon aus, dass der Konflikt in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 146 000 Menschen das Leben gekostet hat.

Seit dem Ausbruch des Konflikts vor drei Jahren flohen nach UN-Angaben mehr als 2,5 Millionen Syrer ins Ausland; weitere 6,5 Millionen seien zu Vertriebenen im eigenen Land geworden. Insgesamt seien das bereits mehr als 40 Prozent der Bevölkerung Syriens, heißt es. Mindestens die Hälfte der vom Krieg vertriebenen Syrer seien Kinder.

„Dass sich eine derartige humanitäre Katastrophe vor unseren Augen abspielt, ohne dass es nennenswerte Fortschritte bei Versuchen gibt, das Blutvergießen zu stoppen, ist unglaublich“, sagte der UN-Flüchtlingskommissar António Guterres.

Angesichts der geringen Aussichten auf eine politische Lösung rechnen Hilfsorganisation damit, dass die Not weiter zunimmt und sich noch viel mehr Menschen zur Flucht gezwungen sehen werden. Dabei würden immer mehr Syrer auch außerhalb der Region um Aufnahme bitten. In Europa - ohne Berücksichtigung des europäischen Teils der Türkei - haben laut UNHCR seit Beginn des Konflikts 56 000 Syrer Asyl beantragt, die meisten von ihnen in Schweden und Deutschland.

Insgesamt seien bislang weniger als vier Prozent der syrischen Flüchtlinge nach Europa gekommen. Hingegen habe allein die Türkei mehr als 625 000 Syrer aufgenommen. Die weitaus meisten Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs - nahezu eine Million - leben im Libanon. Die Zahl könne bis Ende 2014 auf 1,6 Millionen steigen, warnte das UNHCR. Bereits jetzt kämen statistisch auf 1000 Libanesen 230 syrische Flüchtlinge.

Um das Ausmaß zu verdeutlichen, machte die UN-Organisation eine Rechnung auf: Wenn die Zahl der im Libanon registrierten syrischen Flüchtlinge auf die Bevölkerung Deutschlands hochgerechnet werde, sei dies so, als würde die Bundesrepublik fast 19 Millionen Syrer aufgenommen haben.

Die syrische Opposition will sich kommende Woche in Genf treffen, um über die Zukunft der Friedensgespräche zu beraten. Das verlautete aus Oppositionskreisen. UN-Vermittler Lakhdar Brahimi hatte am Donnerstag nach einer Sitzung im Sicherheitsrat erklärt, die syrische Führung habe mit Vorbereitungen für eine Präsidentenwahl begonnen. Dies könne den Friedensgesprächen den Todesstoß versetzen. Die Gespräche über ein Ende des Bürgerkrieges sind seit Februar unterbrochen.

Das Parlament hatte am Donnerstag das Wahlgesetz verabschiedet, das für Präsident Baschar al-Assad maßgeschneidert es. Das Gesetz verhindert nach Einschätzung von Beobachtern die Kandidatur von Oppositionellen. Es legt unter anderem fest, dass sich niemand bewerben darf, der in den vergangenen zehn Jahren im Exil gelebt hat.

Syriens Botschafter bei den Vereinten Nationen, Baschar al-Dschafari, kritisierte Brahimi. Er sagte: „Wahlen sind eine innere Angelegenheit, die niemanden sonst etwas angeht.“ Al-Dschafaris Vorgesetzter, Außenminister Walid al-Muallim, wurde nach libanesischen Medienberichten in der Nacht in ein Krankenhaus in Beirut gebracht. Das Amerikanische Krankenhaus wollte Berichte, wonach dem 73-Jährigen ein Bypass gelegt wurde, nicht bestätigen.