Unruhen erschüttern Südafrika

Die schwarze Jugend rebelliert gegen die deutlichen sozialen Gegensätze im Land. Warnung vor „Keim eines Bürgerkrieges“.

Kapstadt. Die Proteste der Arbeitslosen würden im September „das Land unregierbar“ machen, hatte der Funktionär der südafrikanischen Regierungspartei ANC, Andile Lungisa, gedroht.

Die Macht der „fünf weißen Familien, der Stellenbosch-Mafia“, müsse gebrochen werden. Am Dienstag bekam Südafrika einen Vorgeschmack davon, wie es aussehen könnte, wenn die zornige schwarze Jugend des Landes ihre Wut entlädt.

Etwa 6000 Anhänger des ANC-Jugendligachefs Julius Malema randalierten in Johannesburg. Die Demonstranten attackierten Journalisten, schmissen Schaufenster ein und verbrannten T-Shirts mit dem Porträt des ANC-Vorsitzenden und Staatspräsidenten Jacob Zuma.

Der ANC-Veteran Kebby Maphatsoe verurteilte die Aktionen als „Keime eines Bürgerkriegs“. Das gesellschaftliche Klima in Südafrika wird deutlich rauer. Hintergrund sind die unbestritten krassen sozialen Gegensätze, die auch nach dem Ende der Apartheid nicht kleiner geworden sind.

Wirklich erstaunt haben die Vorgänge in Südafrika kaum jemanden. Sehr viel überraschender war der Vorstoß des Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu. Dem 79-Jährigen hat es Südafrika mit zu verdanken, dass das Ende des rassistischen Apartheid-Systems in den 90er Jahren nicht in Rassenhass und Bürgerkrieg endete.

Vor einem Jahr hatte Tutu angekündigt, „in Würde alt zu werden“. Nun hat er doch wieder seine Stimme erhoben: Er forderte eine „Reparations“-Abgabe von den Weißen. Angesichts der großen Kluft zwischen Arm und Reich sollten die Weißen, die „von der Apartheid profitierten“, eine Art Sondersteuer entrichten. Damit heizte Tutu das brisante Thema Rassismus in Südafrika weiter an.

ANC-Jugendligachef Malema wird es gefreut haben. Vor allem er schürt mit hetzerischen Reden die Unruhe im Land. Der Bewunderer des autokratischen Präsidenten von Simbabwe, Robert Mugabe, stilisiert sich als „Stimme der Armen“. Er fordert die Verstaatlichung von Bergwerken und Banken, will weiße Farmer ohne Entschädigung enteignen. Dabei führt er selbst ein Leben in Saus und Braus.

Auch der Gewerkschaftsverband Cosatu stimmte in den Chor der Verstaatlichungsbefürworter ein. Die Proteste des öffentlichen Dienstes mündeten in den vergangenen Wochen oft in Vandalismus und Plünderungen.