USA bezweifeln Israels Bericht über Giftgas-Einsatz in Syrien
Brüssel/Tel Aviv (dpa) - US-Außenminister John Kerry hat israelische Berichte über den Einsatz von Giftgas durch das syrische Regime angezweifelt.
In einem Telefongespräch habe ihm Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Dienstag die Verwendung jener Massenvernichtungswaffe nicht bestätigen können, sagte Kerry in Brüssel. „Ich weiß noch nicht, was die Tatsachen sind.“
Die israelische Armee hatte zuvor von Beweisen für einen Einsatz von Chemiewaffen durch die syrischen Regierungstruppen gesprochen. „Nach unserem Informationsstand hat das Regime mehrmals tödliche Chemiewaffen eingesetzt, unter anderem auch am 19. März“, sagte Brigadegeneral Itai Brun vom Militärgeheimdienst nach israelischen Medienberichten vom Dienstag. An jenem 19. März hatte dagegen ein syrischer Mediziner in der betroffenen Stadt Aleppo gesagt, es sei kein Giftgas, sondern ein Pestizid als Waffe eingesetzt worden.
US-Präsident Barack Obama hatte im Vorjahr mit einem Militärschlag gegen Syrien gedroht, sollte das Regime chemische Waffen einsetzen oder deren Einsatz vorbereiten. Auch Netanjahu kündigte ein militärisches Eingreifen an, sobald Chemiewaffen oder hochmoderne Waffen in falsche Hände gelangen sollten.
Der israelische Geheimdienst-General Brun sagte auf einer Sicherheitskonferenz in Tel Aviv, die Analyse der Bilder von Opfern deute auf einen Einsatz des tödlichen Nervengases Sarin gegen Zivilisten hin. Die Opfer hätten stark verengte Pupillen und Schaum vor dem Mund gehabt.
In Syrien hatte es zuletzt immer wieder Gerüchte über den Einsatz von Chemiewaffen gegeben. Rebellen und Regierungstruppen werfen sich gegenseitig vor, die tödlichen Waffen im März in der Provinz Aleppo eingesetzt zu haben.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte in Brüssel, Behauptungen über den Einsatz von Chemiewaffen müssten sorgfältig von internationalen Experten geprüft werden. Allerdings hat das dafür vorgesehene Expertenteam der Vereinten Nationen bisher keine Einreiseerlaubnis von der syrischen Führung erhalten.
Die Nato ist nach Worten ihres Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen „extrem besorgt“ über den möglichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. Nach einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister sagte Rasmussen, die Nato habe Notfallplanungen, um jederzeit ihr Bündnismitglied Türkei, Syriens nördlichen Nachbarn, schützen zu können.