USA greifen Nusra-Front in Syrien an

Damaskus (dpa) - Die US-Luftwaffe hat im Nordwesten Syriens die radikale Al-Nusra-Front bombardiert, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden ist. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den Angriffen mehrere Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder.

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Das oppositionelle Netzwerk Scham sprach von vier toten Kindern und warf den USA „ein Massaker“ vor. Die Einnahmen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Erdölschmuggel sind nach Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes viel kleiner als bisher gedacht.

Nach Angaben des US-Militärs galten die Angriffe der Terrorgruppe Chorasan, die mit der Al-Nusra-Front verbündet ist. Die USA hätten die Gruppe in der Nähe von Sarmada nahe der türkischen Grenze angegriffen, teilte das Zentralkommandos in Tampa (Florida) mit. Chorasan habe Anschläge in Europa oder den USA geplant.

Den syrischen Menschenrechtlern zufolge nahm die US-Luftwaffe unter anderem ein Hauptquartier der Al-Nusra-Front in der Stadt Harim nahe der Grenze zur Türkei ins Visier. Demnach starben dabei mindestens sechs Al-Nusra-Kämpfer. Die radikale Miliz bestätigte die Angriffe und verbreitete Fotos von Opfern. Laut Aktivisten stürzte in Harim ein Gebäude ein und begrub viele Opfer unter Trümmern.

Die Al-Nusra-Front warf den USA vor, bei den Angriffen keinen Unterschied zwischen Kämpfern und Zivilisten gemacht zu haben. Ein Mitglied der Miliz sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Angriffe seien ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Die USA würden dafür einen hohen Preis bezahlen.

„Wir haben entschieden gehandelt, um unsere Interessen zu schützen und ihnen die Handlungsfähigkeit zu entziehen“, hieß es aus Florida. Es werde weiterhin alles getan, um Attacken gegen die USA abzuwenden. Die Angriffe seien aber keine Antwort auf die Zusammenstöße der Al-Nusra-Front mit der gemäßigten syrischen Opposition, die von den USA unterstützt wird.

Bei den neuen Luftschlägen im Nordwesten Syriens griffen die USA erstmals aicj die islamistische Rebellenmiliz Ahrar al-Scham an, wie die Beobachtungsstelle berichtete. Sie gehört zur Islamischen Front, einem Zusammenschluss verschiedener islamistischer Gruppen. Ahrar al-Scham gilt als gemäßigter als die Al-Nusra-Front und der IS. „Von solchen Angriffen profitiert nur das kriminelle (Assad-) Regime“, hieß es in einer Reaktion von Ahrar al-Scham. Die Gruppe rief alle der seit Monaten gegeneinander kämpfenden Rebellengruppen zu einem „sofortigen Waffenstillstand“ auf.

Die Einnahmen des IS seien gesunken, weil die Ölproduktion in den von der Terrormiliz kontrollierten Gebieten im Niedergang begriffen sei, berichteten „Süddeutsche Zeitung“, WDR und NDR unter Berufung auf eine vertrauliche Analyse für die Bundesregierung. Die Exporte würden auch durch Luftangriffe der US-geführten Militärallianz erschwert. Die Einnahmen des IS aus dem Ölgeschäft beziffere der BND auf weniger als hundert Millionen Dollar (80 Millionen Euro) im Jahr. In früheren Berichten war von Einnahmen des IS in Milliardenhöhe die Rede gewesen. Fachleute halten den IS trotz der sinkenden Einnahmen für die reichste Terrororganisation der Welt.

Im benachbarten Nordirak schloss die Bundeswehr ihre Waffenlieferungen an die Kurden ab, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Den Peschmerga-Kämpfern stehen nun unter anderem 16 000 Gewehre, 30 Panzerabwehrwaffen „Milan“ mit 500 Raketen, 240 Panzerfäuste und 10 000 Handgranaten für den Kampf gegen den IS zur Verfügung. Die ersten Waffen waren am 25. September in der Kurden-Hauptstadt Erbil eingetroffen.