Verwirrung um Al-Sisis Präsidenten-Kandidatur in Ägypten
Kairo (dpa) - Ägyptens Militärchef Abdel Fattah al-Sisi hat nach einem kuwaitischen Zeitungsbericht seine Kandidatur für die Präsidentenwahl in Ägypten angekündigt. Ein Armeesprecher dementierte jedoch später, dass Al-Sisi im Interview der Zeitung „Al-Seyassah“ tatsächlich diese Aussage gemacht habe.
Auf die Frage des Reporters, ob er seine Kandidatur nun „den arabischen Völkern bekanntgeben“ wolle, soll Al-Sisi gesagt haben: „Die Angelegenheit ist entschieden. Ich habe keine andere Wahl, als dem Wunsch des ägyptischen Volkes zu entsprechen. (...) Ich werde mich an das Volk wenden, um sein (in mich gesetztes) Vertrauen durch ein freies Votum zu erneuern.“
Armeesprecher Oberst Ahmed Ali erklärte später auf seiner Facebook-Seite, dass sein höchster Vorgesetzter falsch zitiert worden sei. Das kuwaitische Blatt habe „journalistische Interpretationen und keine direkten Zitate“ abgedruckt.
„Die Entscheidung von Feldmarschall Abdel Fattah al-Sisi, sich um die Präsidentschaft zu bewerben oder dies nicht zu tun, ist eine persönliche Entscheidung, die er selbst - und niemand sonst - vor dem großen ägyptischen Volk treffen wird, in klaren Worten, die keinen Raum für Zweifel oder Interpretationen offenlassen werden“, schrieb der Sprecher.
Beobachter warten hingegen seit Wochen auf eine Ankündigung dieser Art. Im Nilland sollen bis spätestens Mitte April Präsidentenwahlen stattfinden. Ein Termin dafür wurde noch nicht festgesetzt. Ein klarer Wahlsieg Al-Sisis gilt als wahrscheinlich.
Al-Sisi ist derzeit der Oberkommandierende der ägyptischen Streitkräfte im Range eines Feldmarschalls und zugleich Verteidigungsminister des Landes. Seitdem er im Juli vergangenen Jahres den damaligen islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi entmachtet hat, gilt er als der eigentliche starke Mann der ägyptischen Politik. Offiziell hat er seine Kandidatur noch nicht angemeldet. Vor anderthalb Wochen hatte ihn der Oberste Militärrat, das Oberkommando der Streitkräfte, zu einer Kandidatur ermächtigt.
Die kuwaitische Zeitung „Al-Seyassah“ genießt unter Kennern der arabischen Medienlandschaft einen eher zweifelhaften Ruf. Zunächst lag keine Erklärung dafür vor, warum Al-Sisi, der sehr selten Zeitungsinterviews gibt, gerade diesem Blatt Frage und Antwort gestanden hatte. Unklar war auch, warum vom ersten Erscheinen des Interviews in der Internet-Ausgabe der Zeitung bis zum Dementi seitens des Armeesprechers rund zehn Stunden verstrichen.