Architekt der Friedensverträge Zehntausende nehmen Abschied vom großen Staatsmann Peres

Jerusalem/Berlin (dpa) - Zehntausende Israelis haben von ihrem Altpräsidenten Schimon Peres Abschied genommen. Die Menschen besuchten den in eine blau-weiße Flagge gehüllten Sarg, der vor dem Parlament in Jerusalem aufgebahrt war.

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Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton kam als Erster von Dutzenden Spitzenpolitikern aus aller Welt, die zum Begräbnis am Freitag auf dem Herzl-Berg in Jerusalem erwartet werden. Die Trauerfeierlichkeiten, zu denen auch US-Präsident Barack Obama, Bundespräsident Joachim Gauck und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kommen wollen, finden unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die radikal-islamische Hamas hat für Freitag zu einem „Tag des Zorn“ aufgerufen.

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Peres war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben, zwei Wochen nach einem Schlaganfall. Clinton verneigte sich vor dem aufgebahrten Sarg und bekundete damit Respekt für seinen alten Weggefährten.

Peres war einer der Architekten der Friedensverträge mit den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bei einer Zeremonie im September 1993 auf dem Rasen vor dem Weißen Haus hatten Abbas und Peres als Außenminister die Verträge unterzeichnet. Im Beisein des damaligen US-Präsidenten Clinton kam es zu einem historischen Handschlag Rabins mit Arafat.

In einer kurzen Abschiedszeremonie legten Regierungschef Benjamin Netanjahu und Staatspräsident Reuven Rivlin Kränze vor dem Sarg nieder. Netanjahu wirkte sichtlich bedrückt und verharrte eine Weile in stillem Gedenken vor dem Sarg. Er hatte sich nach eigenen Angaben in den letzten Jahren Peres sehr angenähert und sich häufig mit ihm beraten.

Auch die Abgeordneten des Bundestages gedachten am Donnerstag des verstorbenen israelischen Ex-Präsidenten. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) würdigte Peres in Berlin als bedeutenden Staatsmann und unermüdlichen Mittler zwischen den Völkern. „Wir Deutschen sind Schimon Peres zu großem Dank verpflichtet. Und wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.“ Die Mitglieder des Bundestags hatten sich von ihren Plätzen erhoben und hielten im Anschluss an Lammerts Worte für einige Sekunden inne.

Israels Polizei ist für die Zeit der Trauerfeierlichkeiten in erhöhter Alarmbereitschaft. Rund 8000 Polizisten sollen im Einsatz sein, um Zwischenfälle zu verhindern. Die Hamas hat für Freitag zu Konfrontationen in Jerusalem und im Westjordanland aufgerufen, um an den ersten Jahrestag der „Al-Kuds-Intifada“ zu erinnern - der jüngsten Welle palästinensischer Anschläge.

80 Delegationen aus aller Welt würden bei dem Begräbnis erwartet, insgesamt rund 3000 Trauergäste, sagte Professor Rafi Walden, Peres' Leibarzt und Schwiegersohn. Aus Deutschland kommen neben Gauck auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Arbeitsministerin Andrea Nahles. Obama wird von seinem Außenminister John Kerry begleitet. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wird auch der ägyptische Außenminister Sameh Schukri erwartet.

Auch der britische Prinz Charles, der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau, EU-Ratspräsident Donald Tusk, der Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann und der österreichische Außenminister Sebastian Kurz sind unter den Trauergästen.

Peres wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ostpolen geboren und wanderte 1934 nach Palästina ein. Er wurde auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. Peres war zweimal Israels Regierungschef und mehrmals Minister.