Zypern: Reiche Anleger verlieren 40 Prozent
Regierung prüft hohe Geldabflüsse in den vergangenen Wochen.
Nikosia. Reiche Anleger in Zypern könnten etwa 40 Prozent ihrer Geldanlagen auf der Mittelmeerinsel verlieren. Auf diesen Abschlag könnte sich der Beitrag summieren, den wohlhabende Sparer zur Sanierung des überdimensionierten Bankensektors leisten sollen. Finanzminister Michalis Sarris nannte dies am Dienstag im britischen Sender BBC eine realistische Größenordnung. Bisher war über einen Abschlag zwischen 30 und 50 Prozent spekuliert worden.
Die zyprische Regierung hofft, dass die seit eineinhalb Wochen geschlossenen Banken — wie zuletzt geplant — nun am Donnerstag wieder öffnen können. Sarris begründete die längere Sperrung mit der Sorge vor massiven Geldabflüssen. Ursprünglich sollten die Banken nach zehntägiger Schließung am Dienstag wieder öffnen. Der Termin wurde dann aber um zwei Tage verschoben.
In den Wochen und Tagen vor der Schließung soll es ungewöhnlich hohe Geldüberweisungen ins Ausland und Bargeld-Abhebungen gegeben haben. Diesen Informationen will Parlamentspräsident Giannakis Omirou nachgehen. Zudem untersucht die Regierung in Nikosia Informationen, wonach auch nach der Schließung der Banken und der Sperrung des Online-Bankings hohe Summen ins Ausland transferiert worden sein sollen.
Der Abschlag für reiche Sparer ist Teil des Sanierungskonzeptes für den zyprischen Bankensektor. Die Sanierung und Abwicklung der beiden größten Banken des Landes soll mit Geld der Eigentümer, Investoren und großen Sparer finanziert werden. Verschont werden Einlagen bis zu 100 000 Euro. Das zweitgrößte Geldhaus, die Laiki-Bank, wird abgewickelt und ein Teil ihres Geschäfts von der Bank of Cyprus übernommen.
Unklar blieb, wie die Kapitalverkehrsbeschränkungen aussehen werden und wie lange diese bestehenbleiben. Möglicherweise gelten sie für einige Wochen. Damit soll verhindert werden, dass Sparer bei Wiederöffnung der Banken ihr gesamtes Geld abziehen. Es wird erwartet, dass Bankkunden künftig nur bestimmte Höchstbeträgeabheben dürfen.
Die EU-Kommission sieht die Rettung Zyperns unter Einbeziehung von Großsparern und Gläubigern nicht als Modell für die Zukunft. „Der Fall Zypern ist einzigartig, und zwar aus vielerlei Gründen“, sagte die Sprecherin von Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Sie reagierte verhalten auf Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem.
Dieser hatte am Vortag erklärt, die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung Zyperns könne als Modell für künftige Hilfsprogramme gelten, war danach aber zurückgerudert. Der niderländischen Zeitung „De Volkskrant“ sagte Dijsselbloem, der Rettungsplan für Zypern sei keine „Blaupause“ für andere Länder. dpa