Bahn-Chef schlägt Alarm: Stromknappheit stoppt Züge
Rüdiger Grube warnt vor Engpässen im Winter, sollte das Kraftwerk Datteln vom Netz gehen. Land ist gelassen.
Düsseldorf. Vor dem anstehenden Winter warnt die Bahn vor Zugausfällen wegen Strommangels. Sollte es sehr kalt werden, könnten bis zu 30 Prozent der Züge ausfallen, warnte Bahnchef Rüdiger Grube in der „WAZ“. Dieses Szenario gelte für den Fall, dass das bestehende Kohlekraftwerk in Datteln wie bisher geplant Ende des Jahres vom Netz geht.
In Datteln stehen drei alte Kraftwerksblöcke. Sie sorgen nach Angaben der Bahn für drei Viertel des Fahrstroms, den die Bahn benötigt. Die Meiler gehen nach einem Vertrag zwischen Land und dem Betreiber Eon Ende des Jahres vom Netz, weil sie als sehr klimaschädlich gelten. Als Ersatz soll dort Europas modernstes Kohlekraftwerk, Datteln IV, entstehen. Doch der Bau wurde vom Gericht wegen Verstößen gegen das Planungsrecht gestoppt.
Die Bahn hat sich laut Grube zwar auf den Engpass eingerichtet und will mit einem Umformer, der herkömmlichen Strom auf die Frequenz des Bahnstroms umhebt, möglichst die Lücken schließen. Doch an sehr kalten Wintertagen könnte es zu Engpässen kommen, so Grube. Dann müssten Züge herausgenommen werden, damit nicht das gesamte System kollabiere.
In der Landesregierung gab man sich Donnerstag gelassen. „Wir sind uns der Situation im Hinblick auf die alten Kraftwerksblöcke 1-3 in Datteln bewusst und arbeiten intensiv an einer Lösung. Dazu haben wir alle Beteiligten einschließlich der Bahn am 5. November zu einem weiteren Gespräch ins Wirtschaftsministerium eingeladen. Für Panikmache habe ich deshalb kein Verständnis“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) unserer Zeitung.
Möglich ist eine Duldung des Kraftwerkbetriebs über das Jahresende hinaus. Dafür zuständig ist Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne), ein Gegner von Steinkohlekraftwerken. Doch auch in seinem Ministerium gab man sich Donnerstag entspannt. „Wir sind in Gesprächen mit dem Konzern Eon. Werden gewisse Bedingungen erfüllt, können wir uns eine Duldung vorstellen“, sagte ein Sprecher. Die Zeit drängt, der Winter naht. Die Bahn befördert in NRW pro Tag rund 800 000 Kunden im Nahverkehr.
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