Der Strompreis fällt — die Kosten steigen
Wegen der Förderung alternativer Energien zahlen die Verbraucher immer mehr.
Leipzig. Es ist ein unscheinbarer Ort, an dem die Höhe des Strompreises entschieden wird. Im 23. Stock des Leipziger Uni-Turms sitzt die Strombörse European Energy Exchange (EEX). An Bildschirmen wird hier der produzierte Strom gehandelt und der Preis für den Kauf einer Megawattstunde festgelegt.
Seit Wochen passiert hier etwas, das die ganze Energiewende in finanzielle Schieflage bringen könnte. Die Preise für Stromlieferungen in den kommenden Jahren fallen und fallen. „Wir haben im Moment Börsenstrompreise, die seit 2005 nicht mehr so niedrig waren“, sagt der Energieanalyst Tobias Federico vom Fachdienst Energy Brainpool. Doch durch den günstigen Einkauf für die Versorger wird der Strom für den Endkunden immer teurer. Wie bitte?
Das paradox klingende Phänomen hängt mit der Förderung der erneuerbaren Energien zusammen. Für jede Kilowattstunde Solar- und Windstrom gibt es für Anlagenbetreiber eine auf 20 Jahre festgelegte garantierte Vergütung. Bezahlt wird diese über den Strompreis durch die Ökostrom-Umlage. Deren Höhe bemisst sich aus der Differenz zwischen Börsenstrompreis und dem festen Vergütungssatz. Fällt der Strompreis, erhöht sich die Differenz (siehe Kasten).
In Leipzig wird die Megawattstunde Strom zur Lieferung im kommenden Jahr derzeit nur noch für 41 bis 42 Euro gehandelt — vor einigen Jahren waren es noch 60 Euro. Im kurzfristigen Einkauf ist der Preis ebenfalls niedrig. Der Strombörsenpreis kann dank der rasanten Zunahme der Solar- und Windstromproduktion dauerhaft um zehn bis 15 Prozent fallen. Doch der Verbraucher hat davon wenig, denn zugleich steigt die auf den Strompreis aufgeschlagene Öko-Umlage weiter. Und das auch, wenn die Zahl der Windräder oder Biogasanlagen gleichbleibt.
Alle Konzepte für eine Preisbremse können nur Symptome kurieren, auch in der Strombranche herrscht Ratlosigkeit. „Wir sind mittlerweile fast wie in einer Todesspirale. Die Menge der Energie und die Menge finanzieller Wälzungen sind einfach zu groß geworden“, sagt ein Energieexperte mit Blick auf die Förderung erneuerbarer Energien.