Die Bauern zahlen die Zeche des Skandals

Die Landwirte erwarten „Riesenschäden“ und beklagen eine massive Rufschädigung.

Hannover. Der Hunger der Deutschen auf Geflügel wächst seit Jahren — giftige Futtermittel dürften aber Millionen Verbrauchern den Appetit und Tausenden Landwirten den Absatz verderben.

Besonders in Niedersachsen, wo mehr als ein Drittel aller deutschen Eier produziert und beinahe die Hälfte des Umsatzes mit Geflügelfleisch gemacht wird, drohen die jüngsten Dioxin-Funde das angeknackste Image der Branche weiter zu ramponieren.

Zwar müssen die knapp 1.000 vorsorglich gesperrten Tierzucht-Betriebe eine Krise ausbaden, die ihnen offensichtlich ein einzelner Zulieferer eingebrockt hat. Der Dioxin-Fall zeigt jedoch die Verwundbarkeit einer Branche, die stets auf eine „gläserne Kette“ von Kontrollen setzt.

„Man muss diese Fälle unbedingt aufklären“, fordert Kerstin Spelthann vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) — „im Sinne eines aktiven Verbraucherschutzes“, aber auch mit Rücksicht auf die betroffenen Erzeuger.

Die Interessenvertretung von rund 8.000 Betrieben beklagt eine massive Rufschädigung, nachdem die Futtermittelfirma Harles und Jentzsch aus Schleswig-Holstein technische Mischfettsäure zur Herstellung von Futterfetten verwendet hatte.

Viele Unternehmen legen Zwangspausen ein, rund 1.000 Euro teure Stichproben müssen die Inhaber zunächst selbst bezahlen. Der Deutsche Bauernverband verlangt Schadensersatz von den Verursachern.

ZDG-Vizepräsident Wilhelm Hoffrogge, selbst Eierproduzent in Dötlingen bei Oldenburg, kann die Gesamthöhe der Einbußen noch nicht abschätzen. „Das ist derzeit reine Spekulation“, sagt er. „Es sind aber Riesenschäden, die wir erwarten.“

Besonders ärgerlich für die Landwirte ist die Tatsache, dass das bestehende Kontrollsystem die Belastung von Futtermitteln und Eiern mit dem Umweltgift klar nachgewiesen hatte — und die Ware trotzdem in ihre Ställe gelangen konnte.