Dschihad Jane: Das neue Gesicht des Terrors

Geheimdienste der USA befürchten immer mehr Extremisten aus den eigenen Reihen.

Washington. Nach der Verhaftung von sieben Terrorverdächtigen in Irland, die zusammen mit einer 46-jährigen Hausfrau aus Philadelphia Anschläge in Europa, den USA sowie Südasien vorbereiten wollten, wächst in Amerika die Angst vor einer neuen Generation von Extremisten, die für die Geheimdienste deutlich schwerer zu identifizieren sind. Wie der stellvertretende Staatsanwalt David Kris feststellt, liefert das Beispiel von Colleen Renee LaRose, die im Internet den Benutzernamen "Dschihad Jane" hatte, einen weiteren Beweis "für das sich ständig verändernde Gesicht des Terrors."

Dem Klischee eines muslimischen Extremisten entspricht die zierliche blauäugige Blondine, die knapp 1,50 Meter kurz ist und gerade Mal 45 Kilo auf die Waage bringt, gewiss nicht. Dabei sitzt LaRose in den USA seit fast fünf Monaten in Untersuchungshaft. Ihr wird vorgeworfen, via Internet Europäer ebenso wie amerikanische Staatsbürger rekrutiert zu haben, um in Europa, den USA und Südasien einen "gewalttätigen Dschihad" zu führen. Auch plante sie angeblich, gemeinsam mit den in Irland verhafteten Komplizen ein Attentat auf den schwedischen Zeichner Lars Vilks zu verüben.

Vilks war vor drei Jahren bei Muslimen in Ungnade gefallen, weil er eine Karikatur zeichnete, die den Kopf des Propheten Mohammed auf dem Körper eines Hundes zeigte. Nach der Veröffentlichung der umstrittenen Karikatur setzte Al Kaida gegen den Karikaturisten ein Kopfgeld in Höhe von 100 000 Dollar aus.

Wie Anti-Terrorexperten glauben, handelt es sich bei Personen wie LaRose um eine der schwierigsten Herausforderungen. "Die Gefahren kommen mittlerweile aus allen Richtungen", erklärt Patrick Rowan, früher Leiter der Abteilung für Nationale Sicherheit im US-Justizministerium. Besonders tückisch seien die Fahndungen dann, wenn Personen, die sich mühelos integrieren können und ungehindert reisen können, zu den Extremisten überlaufen. Wie Rowan feststellt, "können wir nur hoffen, dass sie gravierende Fehler begehen und durch Leichtsinn oder Unachtsamkeit den Geheimdiensten ins Netz laufen".

Fehler machte die 46-Jährige, die außerdem den Decknamen "Fatima LaRose" benutzte, hingegen so viele, dass sie nach Ansicht von Kritikern der Geheimdienstbehörden schon viel früher hätte auffallen müssen.