Hassan Ruhani reicht dem Westen die Hand

Irans neuer Präsident will über ziviles Atomprogramm verhandeln.

New York. Neue Hoffnung auf Bewegung im jahrelangen Atomstreit mit dem Iran: Bei seinem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen hat sich der neue iranische Präsident Hassan Ruhani (Foto) zu konstruktiven Gesprächen über das umstrittene Nuklearprogramm bereiterklärt. Konkrete Angebote machte er vor der UN-Vollversammlung aber noch nicht.

In seiner knapp halbstündigen Rede am Dienstagabend (Ortszeit) wies Ruhani alle Vorwürfe zurück, Teheran baue insgeheim an einer Atombombe. Das Nuklearprogramm diene allein zivilen Zwecken. „Der Iran stellt absolut keine Gefahr für die Welt oder die Region dar.“ Für Atomwaffen und andere Massenvernichtungswaffen gebe es in der iranischen Verteidigungsdoktrin keinen Platz. Außerdem widersprächen sie ethnischen und religiösen Überzeugungen. Zugleich warb er für eine Lockerung der Sanktionen, die der Westen verhängt hat.

Ruhani, der wegen seines gemäßigteren Kurses zu Hause unter strenger Beobachtung steht, warnte aber vor „kriegstreiberischen Interessensgruppen“ in den USA. Zu einem Treffen der Präsidenten kam es nicht. Aus dem Weißen Haus hieß es, Barack Obama sei dazu bereit gewesen. Die iranische Seite habe aber abgelehnt, weil dies „zu kompliziert“ geworden wäre.

International löste Ruhanis Rede vorsichtigen Optimismus aus. Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der sich mit dem neuen Präsidenten auch persönlich traf, sagte: „Der Iran könnte es ernst meinen.“ Weiterhin sei aber große Vorsicht angebracht. „Das war eine zynische und heuchlerische Rede — wie erwartet“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. dpa