Hersteller: Wie kam das technische Fett ins Futtermittel?
Das Agrarministerium in Niedersachsen bezweifelt, dass menschliches Versagen Grund für die Verunreinigung ist.
Berlin. In der Haut von Siegfried Sievert möchte man nicht stecken. Der Geschäftsführer des Futtermittelherstellers Harles und Jentzsch muss sich als Deutschlands „Gift-Fett-Panscher“ beschimpfen lassen. Das niedersächsische Agrarministerium zweifelt an der Version des Unternehmers aus Schleswig-Holstein, das mit Dioxin belastete Fett sei nur aus menschlichem Versagen in das Futtermittel für Tiere gelangt.
Am Mittwoch bekam Sievert Besuch von der Polizei, bei einer Razzia ließ die Staatsanwaltschaft Itzehoe zahlreiche Akten und Beweismittel beschlagnahmen. Denn angeblich wurden Fette, die eigentlich für die von Jentzsch ebenfalls praktizierte Papierverarbeitung vorgesehen waren, schon seit längerem für die Futtermittelproduktion genutzt.
Sievert betont, man dachte, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet sei. Völlig unklar ist weiterhin, wie das Dioxin in das Tierfutter gelangen konnte.
Das mit dem eingemischten Fett produzierte Futter im Umfang von 30 000 bis 150 000 Tonnen wurde an tausende Bauernhöfe verkauft. Dort wurde es in noch unbekanntem Maße an Legehennen, Mastgeflügel und Schweine verfüttert. Dazu muss man wissen, dass technische Fettsäure, in diesem Fall ein Abfallprodukt aus der Biodieselproduktion, billiger ist als Nahrungsmittelfette.
Während das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstag noch berichtete, es seien mehr als 2700 Tonnen Futterfette betroffen, waren es am Mittwoch bereits rund 3000. Und nachdem es zunächst hieß, es seien keine verseuchten Produkte ins Ausland gelangt, musste nun eingestanden werden, dass ein Händler im niederländischen Barneveld 136 000 kontaminierte Eier aus Sachsen-Anhalt bekommen hat.