Breite Solidarität zum Weihnachtsfest der Kopten

Berlin/Kairo (dpa) - Zeichen der Solidarität: Eine Woche nach dem Anschlag auf eine koptische Kirche in Ägypten wollen Politiker und Kirchenführer in Deutschland die Weihnachtsgottesdienste koptisch-orthodoxer Christen besuchen.

Nach Drohungen im Internet stehen auch in Deutschland mehrere Gemeinden zu dem Fest an diesem Donnerstag unter Polizeischutz.

Grünen-Chef Cem Özdemir, der selbst Muslim ist, und CDU- Generalsekretär Hermann Gröhe kündigten am Mittwoch an, am Festgottesdienst der koptischen Gemeinde in Berlin-Lichtenberg teilzunehmen. Das anschließende Festessen hat die Gemeinde aus Trauer um die Opfer des Anschlags in Alexandria abgesagt, bei dem ein Selbstmordattentäter 23 Menschen mit in den Tod gerissen hatte.

In Ägypten kam es derweil bei Protestaktionen von Christen erneut zu kleineren Zusammenstößen mit Polizei und Muslimen. Die Weihnachtsgottesdienste der Kopten in Ägypten sollen in der Nacht zum Freitag von Polizeiteams bewacht werden, zu denen auch Sprengstoffexperten zählen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sprach dem Oberhaupt der Kopten in Deutschland sein Mitgefühl aus. „Ich kann diesen feigen und hinterhältigen Gewaltakt nur aufs Schärfste verurteilen“, schrieb er an Bischof Anba Damian. CSU-Chef Horst Seehofer forderte die Muslime zu einer klaren Distanzierung von Anschlägen gegen Christen auf.

Die katholische Kirche wird beim zentralen Weihnachtsgottesdienst der Kopten in Höxter (Nordrhein-Westfalen) vom Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker vertreten. An einem ökumenischen Gebet zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags nimmt am Samstag in Frankfurt am Main der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil.

Nirgendwo in der Welt werden Christen so stark verfolgt wie in Nordkorea, dem Iran und Afghanistan. Nach dem Weltverfolgungsindex 2011 des christlichen Hilfswerks Open Doors hat sich die Lage für Christen im Irak aber am stärksten verschlechtert. Seit 1991 hätten rund zwei Drittel aller Christen das Land verlassen, erklärte die Organisation.

Im Iran nahmen die Sicherheitskräfte mehrere Personen wegen angeblicher christlicher Missionierung fest. Der Gouverneur der Provinz Teheran, Mortzea Tamadon, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, sie hätten einen „religiösen und kulturellen Angriff“ auf den Iran geplant und einer „verdorbenen Gruppe christlicher Missionare“ angehört. Weitere Einzelheiten nannte er nicht, kündigte aber weitere Festnahmen an.

In der Islamischen Republik Iran sind Christentum, Judentum und der von Zarathustra gestiftete Zoroastrismus als Religionen anerkannt und dürfen praktiziert werden. Muslimen, die zu einem anderen Glauben konvertieren, droht im Iran jedoch die Todesstrafe.