Bischöfe besorgt über Gewalt gegen Christen
Hannover (dpa) - Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben sich besorgt über die zunehmende Gewalt gegen Christen in aller Welt gezeigt und deren Schutz gefordert.
Der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten, sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag): „Wir fordern, dass Christen und andere religiöse Minderheiten in ihren Heimatländern, in denen sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden wohnen, in Sicherheit und Würde leben können.“
Jeder Staat müsse die auf seinem Territorium lebenden Menschen ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit wirksam schützen und ihre Menschenrechte garantieren. Deshalb gelte sein Appell der Bundesregierung, ihren Einfluss bei den Staaten geltend zu machen, damit die von Verfolgung bedrohten religiösen Minderheiten vor Ort bleiben könnten.
Staaten hätten durchaus diplomatische Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Wenn es jedoch erneut zu einer Fluchtbewegung komme, habe auch Deutschland die Verpflichtung, schutzbedürftige Menschen aufzunehmen, so Jüsten weiter.
Zuvor hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, an die Politik appelliert, Religionsfreiheit jederzeit konsequent einzufordern. Er sagte der „Passauer Neuen Presse“ angesichts des islamistischen Selbstmordanschlags auf koptische Christen im ägyptischen Alexandria: „Die Bundesregierung hat sich immer wieder deutlich und unmissverständlich für Religionsfreiheit und den Schutz christlicher Minderheiten in arabischen Ländern ausgesprochen. Diesen Weg sollte sie weitergehen.“
Der „Frankfurter Rundschau“ sagte der EKD-Ratschef, die Lage von Christen im Nahen Osten sei besorgniserregend. „Es ist leider so, dass Christen dort um ihr Leben fürchten müssen.“
In Alexandria waren in der Neujahrsnacht mehr als 20 Menschen gestorben, als ein Selbstmordattentäter sich vor der christlichen Kirche in die Luft sprengte.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) schlug in der „Passauer Neuen Presse“ als Konsequenz aus dem Anschlag vor, Entwicklungshilfe gezielt dorthin zu geben, wo Christen unterdrückt werden. „Christenverfolgung findet auch in Ländern statt, mit denen wir gar keine Entwicklungszusammenarbeit haben. Deshalb ist die Drohung der Streichung von Entwicklungsgeldern generell kein geeignetes Mittel, mit dem bedrängten Christen geholfen werden kann“, sagte Kauder. „Sanktionen helfen uns hier nicht weiter. Entwicklungshilfe sollte vielmehr gezielt zur Förderung von christlichen Projekten in Ländern eingesetzt werden, in denen Christen unter Druck stehen.“
Enttäuscht äußerte sich Kauder über die Reaktion des Zentralrats der Muslime in Deutschland: „Ich hätte schon erwartet, dass der Zentralrat der Muslime sich zu einem solchen Anschlag wie in Ägypten klar äußert, ein Zeichen der Solidarität mit den Angehörigen anderer Religionen setzt.“
Unterdessen sind im Iran wegen angeblicher christlicher Missionierung mehrere Personen festgenommen worden. Wie der Gouverneur der Provinz Teheran, Mortzea Tamadon, am Dienstag der staatliche Nachrichtenagentur Irna sagte, planten sie einen „religiösen und kulturellen Angriff“ auf den Iran. Weitere Einzelheiten wie etwa zur Zahl der Festgenommenen oder zu ihrer Identität nannte er nicht. Die Beschuldigten hätten einer „verdorbenen Gruppe christlicher Missionaren“ angehört. Tamadon kündigte weitere Festnahmen an.