Ärger über Rente ab 63: Rentenexperte verlässt die SPD
Berlin (dpa) - Einer der renommiertesten Rentenexperten Deutschlands, Franz Ruland, hat aus Ärger über die Rente ab 63 sein SPD-Parteibuch zurückgegeben.
Er sei nach über 45 Jahren Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten, sagte der 71-Jährige der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
In einem Brief an Parteichef Sigmar Gabriel schrieb er: „Ich kann und will einer Partei nicht länger angehören, die gegen den Rat aller Sachverständigen mit Ihrer Rentenpolitik in verantwortungsloser Weise eine Klientelpolitik betreibt.“ Ruland war von 1992 bis 2005 Geschäftsführer des Verbands Deutscher Rentenversicherungsträger und von 2009 bis 2013 Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung.
In dem der dpa vorliegenden Brief kritisiert er, mit der abschlagsfreien Rente bei 45 Versicherungsjahren würden Empfänger „gleichheitswidrig bevorzugt“. Sie bekämen länger Rente als andere Arbeitnehmer. Der Vorteil bei einem Durchschnittsverdiener liege bei ümehr als 30 000 Euro. Zudem würden einseitig Männer begünstigt, „denn Frauen erreichen die vorausgesetzten langen Versicherungszeiten nicht“, so Ruland.
Wegen Willy Brandt sei er seinerzeit in die SPD eingetreten. „Ich war dankbar für Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und Franz Müntefering, die eine sachgerechte langfristige Politik betrieben haben, die Deutschland voran brachte.“ Die jetzige Rentenpolitik bewirke das Gegenteil, warf er Gabriel vor. Niemand sage den Leuten offen, dass die Versicherten „die teuren und ungerechten Wahlgeschenke mit höheren Beiträgen bezahlen müssen“.