AfD feiert Hamburg-Ergebnis: „Dann schaffen wir es überall“

Hamburg (dpa) - Schon um 17.06 Uhr zog die AfD ins „Parlament“ zur Wahlparty im Hamburger Rathaus ein. Knapp eine Stunde später zeigten dann die Prognosen, dass die rechtskonservative Partei künftig zwei Stockwerke höher wirklich im Parlament sitzen wird - und nicht nur im gleichnamigen Restaurant darunter.

Foto: dpa

Und so ließ sich Spitzenkandidat Jörn Kruse auch nicht lange bitten, um seine Deutung des ersten Wahlerfolgs in Westdeutschland in die Mikrofone zu diktieren. „Wenn wir es jetzt in Hamburg geschafft haben und in Bremen, dann schaffen wir es überall - einschließlich Bundestag“, sagte er mit Blick auf die Bremen-Wahl am 10. Mai. Und der emeritierte Wirtschaftsprofessor hatte auch eine Erklärung parat, warum die erst 2013 gegründete Alternative für Deutschland klar hinter den Erfolgen bei der Europawahl sowie drei ostdeutschen Wahlen blieb. Hamburg und Bremen seien als sozialdemokratisch geprägte Stadtstaaten mit einem festgefügten Parteienspektrum „die schwerstmöglichen Länder“, die es für die AfD gebe.

Auch Parteichef Bernd Lucke wollte das Hamburger Ergebnis nicht als Rückschlag werten. Vielmehr gelte: „Jetzt haben wir auch gezeigt, dass wir in einer liberalen, weltoffenen Großstadt wie Hamburg erfolgreich sein können.“

Zuvor hatten Mitglieder und Unterstützer mit Jubel und „AfD, AfD“-Sprechchören reagiert, als die ersten Prognosen über die Leinwand flimmerten. Obwohl die Euro-Kritiker mit 5,2 bis 5,5 Prozent nur knapp über der Fünf-Prozent-Hürde lagen, wollte keiner am Erfolg Zweifeln. „Wir sind in der Bürgerschaft“, rief Kruse den Anhängern zu - und wurde später von den Hochrechnungen bestärkt.

Hamburg ist für die AfD ein spezielles Pflaster. Hier dozierte Lucke lange als Professor für Makroökonomie, hier wurde Vorzeige-Mitglied Hans-Olaf Henkel geboren - und nun gelang hier also der Sprung nach Westen. Das Rezept: In Abgrenzung zum rechtsnationalen Flügel gab sich die AfD an der Elbe betont bürgerlich-liberal. Sie versuchte mit den Themen innere Sicherheit, Zuwanderung und Bildung zu punkten - und mit der Prominenz der Hanseaten Lucke und Henkel.

Zwar gab es auch hier schärfere Töne - so etwa die Forderung nach einem Kopftuchverbot für Lehrerinnen - und umstrittene Personalien wie die, den Ex-Fraktionsvize der rechtspopulitischen Schill-Partei, Dirk Nockemann, als Innenexperten ins Boot zu holen. Doch vor allem Henkel versuchte, die Partei klar von Rechts abzugrenzen.

Auch der frühere Industriepräsident glaubt, dass Hamburg nur der Startschuss für weitere AfD-Erfolge war - bis hin zum Einzug in den Bundestag. „Wenn Bernd Lucke im Jahr 2017 dort seine Jungfernrede hält, ist meine persönliche Mission beendet“, sagte Henkel.