Angehörige von NSU-Opfer schildern Verdächtigungen
München (dpa) - Die Tochter und die Ehefrau des Dortmunder NSU-Opfers Mehmet Kubasik haben die Auswirkungen des Mordes auf die Familie geschildert. Sie berichteten von den Verdächtigungen, der türkischstämmige Kioskbesitzer sei in Drogenhandel und Organisierte Kriminalität verstrickt gewesen.
Es habe entsprechend Tuscheleien und Anfeindungen gegen alle Angehörigen gegeben. „Ich weiß, dass man mich gefragt hat, ob mein Vater Drogen verkauft“, sagte Gamze Kubasi kvor dem Oberlandesgericht München. Man habe Auskunft verlangt, ob ihr Vater mit der verbotenen Kurden-Partei PKK zu tun gehabt habe oder mit der Mafia
Sie sei auch nach Beziehungen ihres Vaters zu anderen Frauen gefragt worden. Sie habe alles verneint, sagte die 28 Jahre alte Pharmazeutisch-Technische Assistentin. Ihr selbst, aber auch ihrer Mutter Elif gehe es weiter schlecht.
Die heute 49-Jährige Witwe leidet nach Angaben ihrer Tochter an Schlaflosigkeit und Neurodermitis. Ihre Mutter habe früh den Verdacht geäußert, dass Neonazis hinter der Tat stecken könnten. „Der Polizeichef sagte, dass man das ausschließen kann, dass man keine Beweise hat“, sagte Gamze Kubasik.
Beide Frauen sind Nebenkläger in dem Münchner Prozess um die Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“. Laut Anklage erschossen die Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den türkischstämmigen Kioskbesitzer am Mittag des 4. April 2006. Insgesamt werden dem NSU neun Morde an türkisch- und griechischstämmigen Männern sowie an einer Polizistin vorgeworfen. Beate Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt.
Am Nachmittag des 51. Verhandlungstags sollte es auch um den Mord an Halit Yozgat in Kassel gehen. Der Betreiber eines Internetcafés wurde erschossen, während Kunden im hinteren Raum waren - sie bekamen nichts mit. Einer der Kunden wird nun als Zeuge erwartet.