Anstieg bei Rücken-OPs besorgt Kassen und Ärzte
Berlin (dpa) - Mit Äußerungen über Hüft- und Knie-OPs hat Gesundheitsminister Bahr Proteste von SPD bis Senioren-Union ausgelöst. Doch Experten sorgen sich vielmehr wegen der immer häufigeren Rücken-Operationen.
Die zuletzt ins Gerede geratene Implantation von künstlichen Hüft- und Kniegelenke verzeichnete zuletzt gar keinen Zuwachs mehr. Bei den Wirbelsäulenoperationen aber gebe es einen Anstieg, der sich allein mit der demografischen Entwicklung und dem technologischen Fortschritt nicht erklären lasse. Das teilte die Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am Freitag in Berlin mit. Die Eingriffe für künstliche Hüft- und Knie-Gelenke seien nach einem Anstieg zwischen 2003 und 2005 kaum noch häufiger vorgekommen. Zuletzt sei deren Zahl sogar gesunken.
Auch die AOK verwies darauf, dass die Wirbelkörperversteifungen mit Metallkäfigen von 2007 bis 2009 um knapp 60 Prozent und die Zahl der Bandscheiben-Prothesen um fast 20 Prozent zugenommen hätten. „Was früher die Hüft- und Kniegelenksoperationen waren, das sind heute die Rückenoperationen“, sagte der geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh. Der Schutz vor überflüssigen Operationen müsse besser werden.
CDU-Fraktionschef Volker Kauder stellte klar, dass es keine Einschränkung notwendiger Maßnahmen geben soll. „Es kann sich jeder darauf verlassen, dass er auch in Zukunft die notwendigen Leistungen im Krankenhaus bekommt - unabhängig vom Alter und Einkommen. Dazu gehören natürlich auch Hüft- und Knieoperationen“, sagte Kauder der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag).
Die Fraktionen von Union und FDP hatten sich mit Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) auf dauerhafte Abschläge für sogenannte Mehrleistungen der Kliniken geeinigt. Bahr hatte auf Expertenmeinungen verwiesen, nach denen nicht alle Gelenk-OPs uneingeschränkt sinnvoll seien. Darauf warfen ihm Kritiker vor, Rentnern künstliche Gelenke vorenthalten zu wollen.
Grünen-Chefin Claudia Roth sieht durchaus Handlungsbedarf, wie sie den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ (Freitag) sagte. „Wo in Deutschland unnötige Operationen stattfinden, muss dies zum Schutz der Patientinnen und Patienten sicher auf den Prüfstand.“