Auschwitzprozess: Zeugen schildern Grausamkeit der Wachleute
Detmold (dpa) - Am zweiten Prozesstag gegen einen Ex-Wachmann von Auschwitz haben weitere Überlebende das Grauen des Vernichtungslagers geschildert.
Drei Zeugen im Alter von 90 bis 94 Jahren berichteten vor dem Landgericht Detmold von willkürlichen Erschießungen, dem Tode geweihten Mithäftlingen auf dem Weg in die Gaskammern, Hinrichtungen und der brutalen Schikane der SS-Leute.
Die Verteidigung kündigte Erklärungen zu einem späteren Zeitpunkt an. Möglicherweise werde sich auch der Angeklagte selbst äußern. Bislang schwieg er im Prozess zu den Vorwürfen.
Das Gericht hatte zunächst weitere Fragen an den Berliner Auschwitz-Überlebenden Leon Schwarzbaum gestellt, der auch schon am Donnerstag befragt wurde. Er berichtete unter anderem, wie Flüchtige von Hunden aufgespürt worden und ihre Leichen zur Abschreckung zur Schau gestellt worden seien. Anschließend rief das Gericht den 90-jährigen Justin Sonder in den Zeugenstand. Angst vor dem SS-Wachpersonal sei allgegenwärtig gewesen: „Ich habe erlebt, wie Häftlinge erschossen wurden, weil sie aus der Reihe gelaufen sind“, sagte er.
Die Staatsanwaltschaft legt dem 94-jährigen Angeklagten Reinhold Hanning zur Last, in seiner Rolle als SS-Wachmann im Konzentrationslager Auschwitz Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen verübt zu haben.