BA-Chef: Hoher Anteil von Bulgaren bezieht Hartz IV
Nürnberg (dpa) - Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat auf den wachsenden Anteil von bulgarischen Zuwanderern in Hartz IV hingewiesen.
Im April habe bereits jeder Vierte in Deutschland lebende Bulgare Hartz-IV-Leistungen bezogen, bestätigte Weise auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Vor rund einem Jahr sei es nur jeder Fünfte gewesen. Neuere Zahlen lägen derzeit noch nicht vor.
Grundsätzlich würden EU-Zuwanderer problemlos in den deutschen Arbeitsmarkt integriert, betonte er. Auch viele Bulgaren hätten in Deutschland eine Arbeit gefunden. Daneben bezögen aber 54 000 Bulgaren Hartz IV. Gemessen an allen Hartz-IV-Beziehern in Deutschland seien das lediglich 0,8 Prozent. „Die Zahl macht deutlich, dass wir anderswo vor viel größeren Problemen stehen. Wir sollten aber auch diese Entwicklung im Auge behalten“, sagte Weise,
Nach Einschätzung des BA-Chefs kann die Gesellschaft diese Entwicklung bei den südosteuropäischen EU-Zuwanderern im Moment noch verkraften. „Aber es ist schon ernst zu nehmen, dass die Zahlen steigen“, sagte er. „Wir haben hier Menschen, von denen manche wegen ihrer geringen Bildung und fehlender Sprachkenntnisse noch nicht dazu geeignet sind, dass man sie in Arbeit bringt“, unterstrich Weise.
Anfang 2014 waren für Arbeitskräfte aus Bulgarien und Rumänien die letzten Hürden bei der Jobsuche in Deutschland gefallen. Damals hatten Kritiker davor gewarnt, viele der zuwandernden Südosteuropäer könnten wegen ihrer geringen Jobchancen in Deutschland rasch zu Hartz-IV-Beziehern werden.
Nach Angaben von Arbeitsmarktforschern lebten zuletzt im Juni mehr als 203 000 Bulgaren in Deutschland. Rund 85 000 davon hatten eine Arbeit, 54 000 (Stand April 2015) bezogen hingegen Hartz-IV-Leistungen. Im Jahr davor waren es lediglich 32 000 gewesen. Der Anteil bulgarischer Hartz-IV-Bezieher an allen in Deutschland lebenden Bulgaren lag damit zuletzt bei 27,6 Prozent. Bei Bundesbürgern liegt dieser Anteil bei 7,5 Prozent.
Die Zuwanderung von Bulgaren und Rumänen konzentriert sich auf sechs deutsche Großstädte: Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Duisburg und Nürnberg. Dort lebten Ende 2014 jeweils mehr als 10 000 Zuwanderer aus den beiden südosteuropäischen EU-Staaten.
Bevor die Jobcenter aktiv werden könnten, müssten diese Kommunen erst einmal die Probleme dieser Zuwanderer-Gruppe lösen, sagte Weise. Dazu gehöre vor allem die Vermittlung einer Unterkunft sowie grundlegender Sprachkenntnisse. „Erst danach können die Jobcenter ihre Arbeit beginnen: Denn wer keine Sprachkenntnisse hat und dem es auch an grundlegenden Schulkenntnissen fehlt, dem können wir so gut wie keine passenden Arbeitsplätze bieten“, sagte Weise.