Bahn bittet Mitarbeiter um Ferienverzicht

Nach den massiven Zugausfällen am Mainzer Hauptbahnhof sucht der Konzern nach Lösungen.

Mainz/Berlin. Die Bahn will Mitarbeiter bitten, freiwillig ihren Urlaub zu unterbrechen, um das Chaos am Mainzer Hauptbahnhof in den Griff zu bekommen.

Bahn-Aufsichtsratsmitglied Patrick Döring (FDP) forderte, umgehend Fahrdienstleiter zurückzuholen: „Die urlaubenden Mitarbeiter sollten sofort auf Kosten der Bahn ihren Urlaub abbrechen und Dienst tun.“

Weil fast die Hälfte der Fahrdienstleiter in Urlaub oder krank ist, gibt es am Mainzer Hauptbahnhof Zugausfälle und Umleitungen. Die Lage wird ab Montag noch schwieriger, weil der Notfahrplan auch tagsüber gilt — und nicht mehr nur abends und nachts. Die Einschränkungen sollen bis mindestens Ende August dauern.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG wies die Forderung zurück, Mitarbeiter aus dem Urlaub zu holen. „Jetzt den Kollegen den Schwarzen Peter zuzuschieben, die ihren Urlaub dringend brauchen, ist einfach nur schäbig“, sagte EVG-Chef Alexander Kirchner.

Mitarbeiter des Mainzer Stellwerks hätten schon mehrfach Urlaub verschieben müssen. An vielen Stellwerken in Deutschland sei das nicht anders. Laut EVG fehlen in den Stellwerken 1000 Fahrdienstleiter.

Aus dem Bundesverkehrsministerium hieß es: „Diese Situation ist nicht hinnehmbar.“ Das Problem müsse zügig behoben werden, und es müsse sichergestellt werden, dass sich dies nicht woanders wiederhole. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sieht Handlungsbedarf beim Bund. „Die Bahn macht damit den deutschen Schienenverkehr international lächerlich.“

Die Bahn indes zog erste personelle Konsequenzen: Der Produktionsvorstand der Bahntochter DB Netz, Hansjörg Hess, muss gehen. Red