Bahn: Oft zu spät, trotzdem immer teurer
Fast ein Drittel der Fernzüge ist derzeit unpünktlich. Dennoch werden ab Sonntag die Fahrkartenpreise erhöht.
Düsseldorf. Die Bahn verlangt mehr Geld von den zwei Milliarden Passagieren jährlich, lässt sie aber gleichzeitig länger auf den Zug warten. Das Unternehmen erhöht die Fahrkartenpreise ab Sonntag im Durchschnitt um 2,8 Prozent. Eine Fahrt mit dem ICE von Hamburg nach München zum Beispiel kostet dann 139 statt 135 Euro.
Gleichzeitig erreichten die Züge die Zielbahnhöfe in diesem Jahr von Monat zu Monat immer unpünktlicher. Laut Statistik des Unternehmens war im Oktober fast ein Drittel (27,4 Prozent) der Fernzüge verspätet. Damit wurde der bisherige Jahreshöchstwert erreicht. Zum Vergleich: Im bislang pünktlichsten Monat Januar waren es 13,6 Prozent.
„Die Qualität stimmt einfach nicht. Eine Preiserhöhung ist nicht zu rechtfertigen“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Die Bahn müsse dringend in die Infrastruktur investieren, um pünktlicher zu werden.
Auch die Bahn räumt ein, dass es Probleme mit Verspätungen gibt: „Nachdem wir im ersten Halbjahr eine deutliche Steigerung der Pünktlichkeit erreicht haben, konnten wir diesen positiven Trend leider bislang nicht fortsetzen“, sagte ein Bahnsprecher. Als Gründe nannte er Baumaßnahmen sowie „zahlreiche Störungen an Infrastrukturanlagen und an den Fahrzeugen“.
Die Preissteigerung hingegen verteidigt die Bahn vehement. Vor allem die stetig gestiegenen Energiekosten würden neben den erhöhten Personalkosten teurere Bahntickets notwendig machen. Das Unternehmen weist die Kritik des Grünen-Politikers Anton Hofreiter zurück, der bezweifelt, dass die Energiekosten für die Bahn überhaupt gestiegen sind.
Da nur ein kleiner Teil des Stroms über die Energiebörse bezogen werde, profitiere man nicht von den gesunkenen Großhandelspreisen, heißt es bei der Bahn. Zur Höhe der Kosten pro Kilowattstunde will sich die Bahn auf Anfrage nicht äußern. „Mehr Transparenz wäre da wünschenswert“, sagt Pro-Bahn-Sprecher Naumann.