Beitragsstabilität in der Krankenversicherung

Schätzerkreis lässt Zusatzbeitrag unverändert - dank Finanzspritze im Wahljahr

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Berlin. Gute Nachricht für gesetzlich Krankenversicherte: Der durchschnittliche Kassenbeitrag dürfte auch 2017 unverändert bei 15,7 Prozent bleiben. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Prognose des Schätzerkreises von Versicherungs- und Regierungsvertretern hervor. Allerdings wird die Beitragsstabilität mit einer einmaligen Finanzspritze erkauft. Nachfolgend die wichtigsten Details und Hintergründe:

Der allgemeine Kassenbeitrag ist gesetzlich festgeschrieben und liegt bei 14,6 Prozent vom Bruttoeinkommen. Er wird zur Hälfte vom Arbeitgeber finanziert. Die andere Hälfte tragen die Arbeitnehmer und die Rentner. Kommt eine Kasse nicht mit diesen zentral über den Gesundheitsfonds zugewiesenen Mitteln aus, kann sie einen Zusatzbeitrag erheben. Er liegt derzeit im Schnitt bei 1,1 Prozent, die allein von den Arbeitnehmern und Rentnern zu schultern sind. Nach der aktuellen Schätzung bleibt der Zusatzbeitrag 2017 unverändert. Für das laufende Jahr war er noch um 0,2 Prozentpunkte gestiegen.

In den letzten Monaten gab es teilweise hitzige Debatten über steigende Zusatzbeitrage. So hatte der Spitzenverband der Krankenklassen für 2017 einen Zuwachs um 0,3 Prozentpunkte erwartet. Auch der renommierte Gesundheitsökonom Jürgen Wasem prophezeite, dass der Zusatzbeitrag im kommenden Jahr auf 1,3 Prozent steigen würde. In diese Prognosen ging aber noch nicht ein, dass sich die Bundesregierung auf eine zusätzliche Finanzspritze für die Kassen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro verständigte, die aus den Reserven des Gesundheitsfonds und damit aus Beitragsmitteln kommt. Offiziell soll sie die Mehrkosten für die Flüchtlingsversorgung abdecken. Nach Darstellung der Kassen ist ein solches Polster aber noch gar nicht notwendig. Offenbar will die Regierung eine Beitragsdebatte im Bundestagswahljahr vermeiden. Ohne die Finanzspitze müsste der Zusatzbeitrag um etwa 0,1 Prozentpunkte steigen.

Ja. Entlastend für den Kassenbeitrag wirken auch die guten Wirtschaftsdaten. Gleichzeitig haben viele Experten die Kassenausgaben überschätzt. Bis Ende Juni konnten die Kassen immerhin noch ein Plus von 600 Millionen Euro erzielen.

Das hängt von der Finanzlage der jeweiligen Kasse ab, in der sie versichert sind. Denn unter den 117 gesetzlichen Instituten ist das Geld sehr unterschiedlich verteilt. Das ist auch an den jeweiligen Zusatzbeiträgen ablesbar. So verlangt etwa jede fünfte Kasse schon jetzt einen Zusatzbeitrag von mehr als 1,1 Prozent. Ein gutes Drittel aller Kassen liegt darunter. Bei der nur für Baden-Württemberg geöffneten Metzinger BKK gibt es gar keinen Zusatzbeitrag. Dagegen langt die BKK Braun-Gillette mit 1,9 Prozent am kräftigsten zu.

"Wenn man einmalig eine Finanzspritze gibt, dann wird der Anstieg des Zusatzbeitrages von 2017 auf 2018 umso größer", sagte der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem unserer Zeitung. Tatsächlich gab es seit der Wiedervereinigung nur sechs Jahre, in denen die Kassenausgaben nicht stärker gestiegen sind als die beitragspflichtigen Einkommen der Versicherten. Beitragssteigerungen dürften also programmiert sein. Nur eben nach dem Jahr der Bundestagswahl.