Berliner Notizen: Der vergessene Flügel aus dem Bundestag
Geburtstag: Angale Merkel wird zwar erst am 17. Juli 60 Jahre alt. Aber die Geburtstagsvorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Eine Boulevardzeitung animiert derzeit Bundestagsabgeordnete und Mitarbeiter der Regierungschefin, ein ganz bestimmtes Lied zu trällern.
Daraus sollen kleine Filme entstehen, die das Blatt pünktlich zum Jubiläum ins Internet stellen will. Über das Lied soll Merkel bei einer Stippvisite an der Nordsee mal gesagt haben, es sei ihr Lieblings-Shanty. Sein Titel: „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen.“ Das klingt wie aus dem Kanzlerinnen-Leben gegriffen.
Sommerfest: Viele trauten ihren Augen nicht beim Sommerfest der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Denn wer saß da ganz entspannt auf einer Bierbank neben der Grünen Katrin Göring-Eckardt, Altkanzler Gerhard Schröder und SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, ganz so als wäre nichts gewesen? Christian Wulff. Der Ex-Bundespräsident wurde ordentlich begrüßt, plauderte mit den anderen Promis und zog später durch die Festgemeinde.
Der tief Gefallene ist wieder da. Und niemand machte einen Bogen um ihn. Anekdoten Gregor Gysi ist ein Meister im Anekdotenerzählen. Den Linksfraktions-chef wurmte schon länger, dass immer nur Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel genannt werden, wenn die Rede darauf kommt, dass die wichtigsten politischen Posten im Land von Ostdeutschen bekleidet werden.
Also sprach Gysi die Kanzlerin an, ob sie denn nicht wüsste, dass die Aufzählung in landsmannschaftlicher Hinsicht nur mit ihm komplett sei. „Ich bin schließlich der Oppositionsführer.“ Laut Gysi soll sich Merkel köstlich amüsiert haben.
Ein Klavier: „Man müsste Klavier spielen können, wer Klavier spielt, hat Glück bei den Fraun“, sang einst Johannes Heesters. Im Bundestag blieb diese Chance am Donnerstag ungenutzt. Aus der Feierstunde zum Weltkriegsgedenken war ein Flügel vor dem Rednerpult stehengeblieben. Die Saaldiener hatten versäumt, ihn wegzuräumen. Sitzungsleiterin Claudia Roth (Grüne) animierte die Abgeordneten sogleich scherzhaft dazu, mal in die Tasten zu greifen, „denn das könnte uns ja beflügeln“.