Boetticher „schwer enttäuscht“ von eigener Partei
Kiel (dpa) - Der frühere schleswig-holsteinische CDU-Chef Christian von Boetticher erhebt nach seinem Rücktritt schwere Vorwürfe gegen die eigene Partei. „Ich habe ein großes Maß an Illoyalität erlebt und bin mit Blick auf die eigene Partei schwer enttäuscht“, sagte von Boetticher der „Bild am Sonntag“.
Der 40-Jährige war vergangene Woche wegen einer früheren Beziehung zu einer 16-Jährigen vom Partei- und Fraktionsvorsitz der Landes-CDU zurückgetreten.
Auch das Verhalten von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, seinem langjährigen Mentor, kritisiert von Boetticher: „Der hat leider den Eindruck erweckt, ich sei ein politischer Autist, weil ich nicht begriffen hätte, dass meine Zeit als Spitzenkandidat abgelaufen war. Dabei habe ich die Sache selber in die Hand genommen und rechtzeitig die richtigen Konsequenzen gezogen.“
Über seine Verbindung zu einer Minderjährigen sagte von Boetticher: „Die Beziehung zu der Frau hat nichts mit einem Lolita-Effekt zu tun.“ Die junge Frau sei ihm aufgefallen, weil sie als Mitglied der Jungen Union sehr intelligente Kommentare auf seiner Facebook-Seite geschrieben habe. Er habe sie zuerst auf Mitte 20 geschätzt.
Unterdessen begrüßt eine klare Mehrheit der Deutschen Boettichers Rücktritt. 62 Prozent der Bundesbürger halten den Rücktritt von allen Ämtern für richtig. 26 Prozent finden den Schritt falsch, ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für „Bild am Sonntag“. Dabei unterstützten mehr Männer (66 Prozent) als Frauen (58 Prozent) den Rücktritt.
Bei der Frage, ob die Liebesbeziehung des 40 Jahre alten Spitzenpolitikers zu der Minderjährigen moralisch verwerflich gewesen sei, ist die Meinung geteilt: 45 Prozent der Deutschen sagen Ja, 45 Prozent Nein (Unions-Wähler: 46 Prozent Ja, 43 Prozent Nein). Eine Mehrheit der Frauen (45:42) und der Jüngeren (58:35) hält die Affäre für verwerflich, bei den Männer (46:48) und den Älteren (27:54) ist es umgekehrt.