Bonner Kofferbombe: Täter stehen vor Gericht

Die Angeklagten sollen das Bahnhofs-Attentat und einen Anschlag auf einen Politiker geplant haben.

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Düsseldorf. Die Pläne hatten landesweit für Entsetzen gesorgt: Vier Männer wollten im Dezember 2012 mit einem Bombenkoffer hunderte Reisende am Bonner Hauptbahnhof in den Tod reißen. Erst im letzten Moment scheiterte der Versuch — vermutlich nur, weil Passanten gegen die Sporttasche getreten hatten, in der der Sprengsatz versteckt war. Damit hatten sie möglicherweise den Zünder beschädigt. Zu dem Zeitpunkt war bereits ein weiteres Attentat auf einen Politiker der als rechtsextrem eingestuften Partei Pro NRW geplant.

Ab Montag soll geklärt werden, wie es zur Gründung dieser Terrorzelle kommen konnte. Unter bundesweiter Aufmerksamkeit beginnt die juristische Aufarbeitung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.

Bonner Bahnhofsbombe: Hauptangeklagtem Marco G. droht Lebenslang
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Die Bundesanwaltschaft hat Anklage wegen Mordversuchs, versuchter Herbeiführung einer Explosion, Bildung einer terroristischen Vereinigung und Verstößen gegen das Waffengesetz erhoben. Verantworten müssen sich vier Männer im Alter von 24 bis 43 Jahren aus Bonn und Essen. Sie sollen als radikale Islamisten sämtlich der salafistischen Szene entstammen. Sie haben bisher zu den Vorwürfen geschwiegen. Der Hauptangeklagte muss im Fall einer Verurteilung mit lebenslanger Haft rechnen.

Laut Anklage soll das Quartett die Taten als gewaltsame Antwort auf Provokationen von Pro NRW geplant haben. Die Partei hatte wiederholt umstrittene Mohammed-Karrikaturen öffentlich gezeigt. Im Internet kursierte die Botschaft einer Gruppe namens Islamische Bewegung Usbekistan mit dem Titel „Tod der Pro NRW“, die die mutmaßlichen Taten der Angeklagten beeinflusst haben soll.

Den Ermittlungsergebnissen zufolge spähten die vier Männer unter anderem die Wohnung des Pro NRW-Vorsitzenden Markus Beisicht in Leverkusen aus und legten als Zeitpunkt für ihren Anschlag den Morgen des 13. März 2013 fest. Wenige Stunden zuvor wurden sie von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Die Ermittler hatten über Wochen die Telefone der Angeklagten abgehört. Durch die Ermittlungen konnten die Fahnder auch den Hauptangeklagten Marco G. (26) als mutmaßlich Verantwortlichen für den Bonner Bombenanschlag identifizieren.

Das Gericht hat zunächst mehr als 50 Verhandlungstage im Hochsicherheitssaal des Gerichts vorgesehen.