Bundesamt rechnet 2011 weiter mit hohen Asylzahlen

Nürnberg (dpa) - Deutschland muss sich nach Einschätzung der Behörden in diesem Jahr auf eine ähnlich hohe Zahl an Asylbewerbern einstellen wie 2010.

Ob die Vorjahreszahl überschritten werde, sei derzeit aber schwer einzuschätzen, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) der Nachrichtenagentur dpa. Im vergangenen Jahr hatten nach vorläufigen Zahlen rund 40 000 Menschen Asyl beantragt (Erstanträge), rund 47 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch 2007 hatten lediglich rund 19 000 Menschen in Deutschland Asyl gesucht.

Prognosen für 2011 seien schwierig, da nicht einzuschätzen sei, wie sich die vor Weihnachten in Kraft getretene Visafreiheit für Bürger Albaniens und Bosnien-Herzegowinas auf die Zahl der Asylanträge auswirken werde, sagte der Sprecher. Erfahrungen mit Mazedonien und Serbien sprechen nach Einschätzung von Fachleuten eher für eine mögliche Zunahme. Dämpfend könnte die Ankündigung einiger EU-Innenminister wirken, die Visafreiheit für Albanier und Bosnier wieder auszusetzen, falls sie für die Asylsuche missbraucht würde.

2010 hatte die Visafreiheit für Serben und Mazedonier nach Angaben des Bundesamtes unter anderem zu dem starken Anstieg der Asyl- Erstanträge beigetragen. Bis Ende November hätten allein 4218 Serben und 2319 Mazedonier um Asyl nachgesucht, berichtete der Behördensprecher. Im Jahr davor hatten lediglich 581 Serben und 109 Mazedonier Asyl in Deutschland beantragt.

In fast allen Fällen hätten die Anträge praktisch keine Aussicht gehabt. Von den bis Ende November entschiedenen 2473 Anträgen von Mazedoniern sei keiner positiv beschieden worden; in 6 Fällen habe die Bundesbehörde einen Abschiebeschutz verhängt. Bei den 4264 bearbeiteten Anträgen von Serben hätten lediglich 28 Abschiebeschutz erhalten.

Deutlich geändert haben sich nach Erkenntnissen des Bundesamtes die Routen, auf denen die Flüchtlinge in die EU gelangen. Hätten Asylsuchende noch im Vorjahr den Weg von Nordafrika über das Mittelmeer gesucht, nutzten inzwischen die meisten den Landweg zwischen der Türkei und Griechenland. Der Sprecher führte das auf den verstärkten Einsatz der Grenzagentur Frontex im Mittelmeer zurück. Inzwischen werde der griechische Grenzschutz durch Frontex an der türkisch-griechischen Grenze unterstützt.