Bundespräsident warnt vor Verharmlosung der SED-Diktatur
Berlin (dpa) - Bundespräsident Christian Wulff hat sich gegen eine Verharmlosung der SED-Diktatur gewandt. Es sei erschreckend, wie verklärend und beschönigend manche bis heute auf die DDR zurückschauten, sagte Wulff bei einem Besuch der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin.
Er eröffnete eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des Bundespräsidenten und der Stiftung unter dem Titel „Vergangenheit erinnern - Demokratie gestalten“. Obwohl das Wissen über die DDR und den Widerstand von Oppositionellen gewachsen sei, habe er den Eindruck, dass der menschenverachtende Charakter der SED-Diktatur noch nicht ausreichend im öffentlichen Bewusstsein verankert sei, betonte Wulff. Er rief gerade junge Menschen auf, sich mehr aus dem Alltag der DDR und deren „dunklen Seiten“ wie Unfreiheit und Gängelung erzählen zu lassen. Den Opfern müsse mehr zugehört werden, ihr Widerstand gewürdigt werden. Sie seien Vorbilder für Zivilcourage.
Die von der DDR aus politischen Gründen verhängten Haftstrafen gegen Oppositionelle und Kritiker ergäben 250 000 Jahre Gefängnis, rief Wulff in Erinnerung. Die späteren Strafen gegen die einst in der DDR politisch Verantwortlichen seien hingegen lächerlich gewesen.
Es sei eine Herausforderung, Demokratie zu gestalten. „In der Diktatur durfte man nichts sagen - in der Demokratie muss man etwas sagen - darauf ist sie angewiesen.“ Der Bundespräsident wird auch zum 50. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August auf einer zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin sprechen.