CDU: Der eine Kauder wird vielleicht Minister, der andere soll aus der Partei

Der Fraktionsvorsitzende Volker will das Parteiausschlussverfahren gegen seinen Bruder Siegfried nicht kommentieren.

Berlin. Auf die Frage, ob denn der große Bruder Volker auf den geplanten Rauswurf seines kleinen Bruders Siegfried aus der CDU noch reagieren werde, antwortete Freitag der Sprecher des Unions-Fraktionsvorsitzenden knapp und unmissverständlich: „Nein.“ Volker Kauder will lieber schweigen. Mit der Bruderliebe ist das so eine Sache.

Insbesondere, wenn beide im Alter sehr nah beieinander (63 und 62), im Wesen aber sehr verschieden sind. Diese Kauders. Volker und sein Bruder Siegfried haben es — so weit bekannt ist — noch nie leicht miteinander gehabt. Jetzt ist es besonders schwierig. Beide sind CDU-Bundestagsabgeordnete. Aber während Volker beste Aussichten hat, auch nach der Wahl Chef der Fraktion zu bleiben, oder sogar Minister zu werden, ist gegen Siegfried ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden.

Dessen Kreisverband hatte im November einen anderen Kandidaten für die Bundestagswahl bestimmt. Siegfried Kauder entschied sich deshalb gegen alle Widerstände für eine unabhängige Kandidatur.

Donnerstagabend wurde das Ausschlussverfahren beschlossen. Ein solches Vorgehen hatte auch sein Bruder befürwortet: Gegen einen von der CDU aufgestellten Kandidaten anzutreten und gleichzeitig Parteimitglied bleiben zu wollen — „unabhängig von Familienzugehörigkeiten — muss ich klar sagen: Das geht nicht“, hatte er vor wenigen Wochen unserer Zeitung erklärt. Beobachter mutmaßen, dass dies der Höhepunkt eines schon lange schwelenden Bruderzwistes ist, auch wenn Siegfried Freitag beteuerte, den gebe es nicht.

Dennoch ist das Drama vom schwierigen Verhältnis der beiden Brüder in Berlin wieder in aller Munde. Manch einer in der Hauptstadt psychologisiert nun, dass Siegfried darunter gelitten habe, dass Volker ihm immer einen Schritt voraus gewesen ist. Der Jüngere habe deswegen häufig versucht, sich zu profilieren, dabei jedoch vielfach die Nerven seiner Kollegen strapaziert.