CDU und FDP laufen massiv die Mitglieder davon

Berlin (dpa) - Die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP haben im letzten Jahr überdurchschnittlich viele Mitglieder verloren. Erstmals seit zehn Jahren waren bei der CDU die Verluste wieder größer als bei der SPD.

Dies geht aus einer neuen Untersuchung des Parteienforschers Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin über die Entwicklung der Bundestagsparteien hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorlag. Gezählt wurden nur die Austritte, nicht die Todesfälle.

Die Zahl der CDU-Mitglieder sank der Studie zufolge bis Ende 2010 um drei Prozent auf rund 505 000. Bei der SPD betrug der Rückgang im Vergleich zum Jahr davor um zwei Prozent auf 502 000.

Inzwischen sind beide Parteien sogar unter die 500 000er-Marke gerutscht. Für die SPD hatte dies Parteichef Sigmar Gabriel kürzlich selbst mitgeteilt. Auch aus der CDU verlautete, dass die Partei seit Mai erstmals seit den 1970er Jahren weniger als eine halbe Million Mitglieder hat.

Kräftig schrumpft ebenfalls die FDP. Sie verlor allein 2010 fünf Prozent und hatte noch 68 541 Mitglieder. Die CSU sank um 3,3 Prozent auf 153 890. Am stärksten verlor die Linkspartei mit einem Minus von 5,6 Prozent auf 73 658 Mitglieder. Einziger Gewinner waren die Grünen mit einem Plus von zehn Prozent auf fast 53 000.

Absolut musste die CDU auch die meisten Austritte verkraften. 18 624 oder 3,6 Prozent der Mitglieder gaben 2010 ihr Parteibuch zurück. Prozentual lag die Zahl der Austritte mit 7,7 Prozent bei der FDP noch höher. Bei der SPD verließen 2,8 Prozent die Partei, bei der CSU 2,9 und bei den Grünen 2,5 Prozent. Den Negativrekord verzeichneten auch bei den Austritten die Linken mit einem Minus von 8,8 Prozent.

Nach der Linken weist die CDU auch die größte Überalterung auf. Fast 38 Prozent der CDU-Mitglieder sind 66 Jahre oder älter. Bei der Linken sind es 41 Prozent. Auch der Anteil der Jüngeren ist bei der Union besonders gering. Bei der CSU sind lediglich 4,7 und bei der CDU 6,1 Prozent unter 30.

Mit fast 74 Prozent hat in den letzten 20 Jahren die Linkspartei nach der Untersuchung, die auf Auswertung der Parteikarteien basiert, am meisten an Mitgliedern verloren, gefolgt von FDP (- 59,3 Prozent), SPD (- 46,8), CDU (-36,0) und CSU (- 17,4). Über einen Zuwachs von 28,3 Prozent konnten sich die Grünen freuen.

In Ostdeutschland verlor die CDU seit 1990 zwei Drittel ihrer Mitglieder. Im Westen lag die Netto-Abgänge bei fast 30 Prozent. Umgekehrt war dies bei der SPD. Im Osten ging die Mitglieder-Zahl um vier Prozent zurück, im Westen waren es dagegen fast 48 Prozent.

Bei den Neueintritten im vergangenen Jahr schnitt die SPD überraschend gut bei den Jüngeren ab. Über 43 Prozent der neuen Mitglieder waren 30 oder jünger. Bei den Grünen waren dies 33,7 und bei der CDU 32 Prozent.