China bleibt Hinrichtungsstaat Nummer eins
Berlin (dpa) - Die Volksrepublik China hat im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen hinrichten lassen als der gesamte Rest der Welt zusammen. Dies geht aus dem jüngsten Todesstrafe-Bericht von Amnesty International hervor.
Demnach ließ der Staat in China mehrere tausend verurteilte Verbrecher töten. Im Rest der Welt gab es mindestens 682 Hinrichtungen - zwei mehr als im Jahr zuvor. Nach längerer Pause wurden auch in Demokratien wie Japan und Indien wieder Todesurteile vollstreckt.
Der einmal pro Jahr erscheinende Amnesty-Bericht gilt als weltweit zuverlässigste Quelle zur Todesstrafe. Die Zahlen basieren auf offiziellen Angaben und Schätzungen von Experten. Auf Platz zwei der „Henkerstaaten-Statistik“ lag wieder der Iran, wo mindestens 314 Menschen gehenkt wurden. Es folgen der Irak (129), Saudi-Arabien (79), die USA (43) und der Jemen (28). In Weißrussland - dem einzigen europäischen Staat mit der Todesstrafe - gab es drei Exekutionen. Mit Ausnahme der USA sind das alles Mindestzahlen.
Auf eine genaue Statistik für China verzichtet Amnesty schon seit Jahren, weil die Daten zur Todesstrafe dort praktisch als Staatsgeheimnis behandelt werden. Nur in Ausnahmefällen - wie bei der Exekution von vier Ausländern Ende Februar, über die das Staatsfernsehen berichtete - wird darüber nicht geschwiegen. In dem Bericht ist jedoch von „Tausenden“ Hinrichtungen die Rede. Andere Menschenrechtler gehen von 4000 bis 8000 Hinrichtungen aus.
Mehr als zwei Drittel der insgesamt 193 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen haben die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft oder verzichten darauf. Im vergangenen Jahr ließen noch insgesamt 21 Staaten hinrichten - genau so viele wie 2011. Allerdings kehrten mehrere Länder wie Japan, Indien, Gambia oder Kuwait nach zum Teil jahrzehntelanger Pause zu Exekutionen zurück. Zudem gab es weltweit mehr als 1700 neue Todesurteile.
Trotzdem glaubt Amnesty weiterhin an einen allgemeinen Trend weg von der Todesstrafe. „Der Rückschritt, den wir in einigen Ländern feststellen musste, ist enttäuschend. Aber das kehrt den allgemeinen Trend nicht um“, sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. „In den meisten Teilen der Welt gehören Hinrichtungen der Vergangenheit an.“