Das falsche Signal an die Truppe
Ja, weltweit gibt es seit Jahrzehnten Frauen an der Spitze von Streitkräften. Ja, Ursula von der Leyen hat bewiesen, dass sie eine kompetente und führungsstarke Ministerin ist.
Und ja, nachdem schon der Koalitionsvertrag zu weiten Teilen rot eingefärbt ist, kann die Kanzlerin mit der Berufung ihrer engsten Vertrauten zur ersten deutschen Verteidigungsministerin wenigstens ein Zeichen gesellschaftlicher Modernisierung setzen. Zudem hat Merkel mit diesem Coup dem SPD-Mann Steinmeier außenpolitisch eine unbequeme Partnerin zur Seite gestellt.
Dennoch ist gerade das Verteidigungsressort für personelles Kalkül und politische Machtspielchen ungeeignet. Die Truppe ist in großen Teilen demoralisiert. Die Besetzung des wichtigsten Postens mit einer Frau dürfte für viele das falsche Signal zur falschen Zeit sein.
Das Verteidigungsministerium gilt seit jeher als schwierig, was nicht zuletzt in der deutschen Geschichte begründet ist. Als die Bundeswehr 1955 aus der Taufe gehoben wurde, legte man die ungeliebte Armee an die Kette von zivilen Beamten im Verteidigungsministerium. Heute führt dieses Konstrukt in der Praxis zu erheblichen Problemen und Reibereien.
Zudem haben sich die Einsatzbedingungen der Bundeswehr dramatisch verändert. In Zeiten von Auslandseinsätzen und immer stärkerer Verstrickung in kriegerische Auseinandersetzungen wäre es klug, wenn ein Verteidigungsminister über eigene militärische Erfahrungen verfügen würde. Nötig ist jemand, der weiß, wie die Truppe „tickt“ und was sie benötigt.
Und machen wir uns nichts vor: Es war zwar ein gewaltiger Meilenstein der Emanzipation, als sich die Bundeswehr für Frauen öffnete. Trotzdem ist die Armee weiterhin von Männern dominiert. Auch eine Frau von dem Kaliber einer Ursula von der Leyen dürfte es da schwer haben.
Vor allem, wo sie sich gleich mit überteuerten Rüstungsprojekten, hoch umstrittenen Einsätzen und auch Problemen wie Misshandlungsvorwürfen beschäftigen muss. Zu beneiden ist die Verteidigungsministerin jedenfalls nicht.